Azie & Mobstyle – Blood On My Money
Als Gangster ist Azie Faison eine Legende, als Rapper das Mittelmaß in Person. Schon immer gewesen. Dass Alben wie “Streetwise” (1990) und “Live & Let Die” (1992) heute als Klassiker verehrt werden, liegt weniger an der eigentlichen Musik. Sondern daran, dass die Geschichten, die auf ihnen erzählt wurden, echt und authentisch sind. Das liegt nun aber alles schon weit über 10 Jahre zurück und eigentlich war das Kapitel AZ & Mobstyle längst abgeschlossen. Umso überraschender, dass der frühere Kokainkönig von Harlem im Jahr 2003 plötzlich mit einem neuen Release auf der Matte steht.
Seine Gruppe Mobstyle wurde für “Blood On My Money” noch einmal komplett umgestellt und um ein paar neue Mitglieder erweitert. Neben Azie und seinem alten Kompagnon Pretty Tone Capone gehören Kenny Blanco, Demi, Nice, D-Mack und Nemesis zur aktuellen Aufstellung. Nicht zu vergessen Boog, der die Beats liefert und damit die Herausforderung zu bewältigen hat, die grimmigen Raps rund um Armut, Koks und illegales Business in zeitgemäße Produktionen zu kleiden. Dass das nicht so klappt wie gewünscht, war abzusehen: der neue Mobstyle-Sound ist genauso unauffällig wie früher. Ungeklärte Samples gibt es keine mehr, dafür versucht man sich jetzt offenbar ins Fahrwasser des neuen Harlem Sounds à la Dame Grease zu hängen – mit überschaubarem Erfolg. Ob “Up And Down Lenox”, “They Don’t Want No Problems”, “Black Cadillac” oder “Please Do Feel Me”, hier tummelt sich schlicht und einfach zuviel schlecht kopierte Ausschussware. Nebem dem düsteren Genickbrecher “Bang Niggas” kann sich zumindest das rasante, mit spitzen Plastikstreichern ausgestattete “60 Seconds” hören lassen.
Von den Raps her kommt diesmal eher durchschnittlicher Thugkram, die Zeiten von Gänsehauttracks wie “What’s Goin’ On Black” scheinen im Großen und Ganzen vorbei zu sein. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. Wenn Kenny Blanco in “God Bless Our Souls” über flächigen Sounds beklagt, wie ihm seine Crack-Mutter die Karriere im Drogengeschäft praktisch in die Wiege gelegt hat, dann ist das einer dieser raren Momente von Wahrhaftigkeit. Und wer hören will, wie Leute, die’s wissen müssen, Immortal Technique’s “Peruvian Cocaine” vorwegnehmen, der bekommt mit dem nicht minder düsteren “Coke Man” einen Drogensong, wie man in dieser Intensität lange keinen mehr gehört hat.
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