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Arcane – Groundwork

“Weiße Jungs bringen’s nicht” ist ein in Hip Hop Kreisen weit verbreitetes Vorurteil. Dass aus den drei MC’s Timmy Grins, Malprak und JB sowie DJ JE bestehende und in Vernon Valley NJ beheimatete Quartett “Arcane” kümmert sich um derartig pauschalisierende Aussagen herzlich wenig und beweist bereits mit dem ersten Track des auf ihrem hauseigenen Label erschienenen Debutalbums eindrucksvoll, dass sie definitiv nicht in die eben genannte Kategorie einzuordnen sind. Man bedient sich musikalisch munter bei Gangstarr, verpackt den nach Aufmerksamkeit gierenden Beat mit musikalischen Zitaten aus den 70er und 80er Jahren, kreiert eine Hook in allerbester Premo-Manier und fertig ist ein den Hörer überrascht und staunend zurücklassender Auftakt nach Maß. Nach kurzem Luftholen und einigen Tempomäßig deutlich zurückgeschraubten und melancholisch klingenden – aber nicht minder gelungenen – Songs (besonders Rauchern sei das Capital X featurende “Got Me” an’s Herz gelegt) – folgt das hymnenhafte “For Fathers That Bothered”, eine ehrlich gemeinte Hommage an alle alleinerziehenden Väter. Die auf den Punkt genau passend einsetzende und sich unwiderstehlich bis in die Tiefen der Seele vorarbeitende Soul-Stimme verleiht dem schwermütigen Song eine ganz eigene dichte Atmosphäre, die nur schwer mit Worten zu fassen ist. Sehr ergreifend und einer der besten weil markantesten Lieder des Jahres 2004.

Überflüssig zu erwähnen dass es nach diesem die Messlatte sehr hoch legenden Highlight zunächst ein wenig bergab geht. Trotz der unbestreitbar vorhandenen großen Vielseitigkeit in allen Bereichen und den sie aus der Masse hervorhebenden Ideen zeigt sich, dass Arcane ein um’s andere Mal etwas unentschlossen wirken und ihren eigenen Stil noch nicht richtig gefunden haben. Das von Rappern eher selten verarbeitete Thema Aids und der Tod wird in “Absence Of Motive?” textlich und musikalisch ansprechend und elegant eingekleidet, aber allein der von Monique gesungene Refrain zieht dem Song nicht nur die Schuhe wieder aus. “Good Time To Roll” wirkt aufgrund der Klangfülle etwas überladen, während “Stopping It” nur schwer zu fassen ist und dem Ein oder Anderen Rätsel aufgeben wird. Nach dem kleinen Durchhänger in der Mitte des Albums geben die Jungs aber im letzten Drittel wieder Gas, gleich so, als wenn sie erkannt hätten dass das verlorene Terrain im Hurra-Stil umgehend zurückerobert werden muss. “Bush” wartet nicht mit mit den zunächst erwarteten bissigen Kommentaren zum mächtigsten Mann der Welt auf, sondern setzt sich in gekonnt humorvoller Weise mit dem etwas stärker behaarten Teil der Damenwelt auseinander, Anspielungen auf heutige Schönheitsideale sind dabei wohl nicht ganz zufällig. Anschließend darf sich auf “Friendly Crash Spot” auch DJ JE austoben und zeigen dass auch er sein Handwerk versteht und seine Daseinsberechtigung innerhalb des Quartetts hat. Nicht verpassen sollte man den im Anschluss an den wenig innovativen aber grundsoliden und mit einer imposanten Soundkulisse ausgestatteten Song “Lace ‘Em Up” als Hidden Track enthaltenden krönenden Abschluß “Kidnap”. Ein auf das wesentliche reduzierter Old-School Beat der (leider in nicht ganz einwandfreier Tonqualität) alleine durch die brachiale und unvermittelt einsetzende Orgelbegleitung zusammengehalten wird und genau den richtigen Nährboden für die drei MC’s bildet, die sich zum Ende hin noch einmal wortgewaltig auslassen um dem Rest der verbleibenden Konkurrenz zu zeigen mit wem demnächst verstärkt zu rechnen ist. Wenn auch der Beat speziell dem etwas lahmen JB ständig wegzulaufen droht, stellt der engagierte Auftritt doch unter Beweis, dass Arcane auch in der Lage sind die härtere musikalische Schiene zu meistern. Ein wenig mehr aus dieser Kategorie hätte dem Album sicherlich gut zu Gesicht gestanden.

Große Kritikpunkte sucht man bei diesem Album dennoch vergebens, von den drei Rappern fällt für mich der oftmals dem Beat hinterher hechelnde JB etwas ab, aber auch der ein wenig an einen geschwindigkeitsreduzierten Apathy erinnernde Timmy Grins hält sein Niveau nicht durchgehend. Die vorwiegend von JB beigesteuerten Produktionen sind durchweg auf einem hohen Level, die zum Teil vorhandenen Detail-Schwächen fallen nicht großartig in’s Gewicht. Inhaltlich wird das gesamte Spektrum von den allseits beliebten Battle-Raps über leicht schlüpfrige Inhalte bis hin zu ernsthaften und gesellschaftskritischen Themen abgedeckt, den Vorwurf der Eintönigkeit müssen sich Arcane daher in keinem Fall gefallen lassen. Insgesamt ein grundsolides Werk auf dem alle Komponenten eine funktionierende Symbiose eingehen, nur der rote Faden und die zur Wiedererkennung führende persönliche Note fehlen ein wenig, so dass es das Album schwer haben wird sich gegen die Konkurrenz zu behaupten. Spielraum nach oben für ein noch besseres Nachfolgewerk ist aber aufgrund des gezeigten Potenzials ohne Zweifel vorhanden. Schönes Untergrund Album dass es aufgrund von einigen guten Ideen verdient hätte einer breiteren Masse zugänglich gemacht zu werden.

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