3rd Eye – Planets
New York Rap der ruhigeren Art präsentiert uns 3rd Eye auf seinem Longplayer “Planets”, der 1998 über das französische Label Déclic Communication das Licht der Welt erblickt. Und der Mann ist überraschenderweise kein Unbekannter: niemand anderes als der fast schon legendäre Produzent Jesse West – der von Biggie über KRS One und Noreaga bis hin zu Mr. Cheeks und Xzibit wirklich die halbe Industrie mit Beats beliefert hat und bereits 1989 sein Debütalbum “No Prisoners” veröffentlichte – hat sich hier inkognito hinter’s Mikrophon geklemmt.
Schon auf dem kurz zuvor veröffentlichten Sampler “Hip Hop Planète” konnte der aus der Bronx stammende Vielarbeiter mit der markanten Stimme und dem Hang zum gedämpften Gesang mit dem klarsichtigen “Reality” einen kleinen Achtungserfolg landen. Und wie sich jetzt herausstellt, wird Konzept auf vorliegender Veröffentlichung noch weiter vertieft und entwickelt. Ich höre viele gute Ansätze: so stößt 3rd Eye auf “Planets” mit Songs wie den gefühlsstarken “Circles” und “One Day” ins gleiche Horn wie schon auf der Compilation, legt sich über harmonisch runden Beats im eingängigen “360 Degrees” noch einen Tick mehr ins Zeug, präsentiert sich zur Freude der Freunde der härteren Klangart in “Troopers Reprezent” (feat. u.a. Lord Finesse), “Naw Mean” (feat. Nine) und “Show Me Where You’re Comin’ From” auch mal auf etwas schwereren Beats und macht selbst im heimelig smoothen “Dear Lord” mit schön getexten Versen eine durchaus gute Figur. Ohnehin ist neben der Fusion von Rap und Gesang vor allem die textliche Tiefe die große Stärke des 3rd Eye. Sachte Sozialkritik, viel Nachdenkliches, jede Menge Struggle-&-Pain-Verse – ohne störende Schnörkel einfach nur direkt aus dem Herz ins Mikrophon gesprochen.
Wie gesagt: die Möglichkeiten sind da. Und doch schöpft man das zweifellos vorhandene Potential nicht bis ins Letzte aus. Sehen wir von den schlicht und einfach zielverfehlten “Movin’ & Shakin'” und “If It Ain’t Rough It Ain’t Rough” einmal ab, so fehlt es auf Albumlänge an zündenden Ideen, an wirklichem Biss und – wie so oft – auch an Abwechslung. Der große Aha-Effekt bleibt aus. Doch auch wenn der Glanz matt bleibt, kann 3rd Degree durch seine charismatischen Vocals doch viele Pluspunkte sammeln. Schade, dass da bislang nichts nachgekommen ist.
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