089 Clique – Darkside Of M-Town
Wer sich schon immer gefragt hat, wo zum Henker eigentlich der alte, düstere, der richtige Memphis-Sound geblieben ist, der wird wohl in tausend kalten Wintern nicht damit gerechnet haben, was hiermit amtlich bestätigt ist: in München, Deutschland. Dort nämlich hat die hydraköpfige 089 Clique ihren zentralen Sitz – und deren Stoff ist so memphis wie es der originale Sound aus der US-Metropole vielleicht niemals war.
Beathexer Rhyme Prophet beschwört infernalische Soundscapes herauf – technoid entrückte Nachtklänge mit Anleihen beim Horrorcore amerikanischer Prägung. Durch diese düsteren Klangräume huschen obskure Gestalten aus allen Himmelsrichtungen: Berlin, Fulda, Nürnberg, Maryland, Memphis, Minnesota – die Clique hat ihre Tentakel längst um den halben Globus gelegt. Doch bleibt das Ergebnis letztlich zwiespältig. Während die Beats über (fast) jeden Zweifel erhaben sind, fällt die Qualität der Raps zum Teil schon deutlich ab. Während auf amerikanischer Seite – von den schwächelnden Compton Boiz einmal abgesehen – mit Performances von Killa B, Laced Evil und Young Blunted alles im grünen Bereich läuft, tun sich die deutschen Kollegen da schon etwas schwerer. Nicht nur, dass regelmäßig zwischen deutsch und (d)englisch hin- und hergewitcht wird, auch raptechnisch gibt es immer wieder kleinere Schönheitsfehler zu bemängeln. Das ist umso erstaunlicher, als dass auch immer wieder pralle Tonguetwists zu hören sind – warum denn nicht gleich so?
Ob nun Schnell- oder Stümpersprech – eines haben alle Affiliates der 089 Clique gemeinsam: eine ausgeprägte Begeisterung für die Ästhetik des Bösen. “DarkSide Of M-Town” ist ein Höllentrip in 15 Etappen, ein lustvolles Spiel auf der Klaviatur des Bösen, jenseits von Moral und Ekelgrenzen. Tracks wie “Behind Closed Doors” und “Visions Of Death” quellen nur so über vor Psycho-, Horror,- Splatter und Gore-Raps – das alles klingt manchmal gut gruselig, hin und wieder auch extrem platt … und irgendwann dann auch ziemlich eintönig. Denn das Schockintrumentarium ist längst abgegriffen: in den USA schon seit Jahren durch Ganksta Nip, die Three Six Mafia, später dann Evil Pimp und seinen Krucifix Klan. Und auf nationaler Ebene muss sich die 089 Clique den Vergleich mit Artists wie MC Basstard oder den 4.9.0 Friedhof Chillern aus Osnabrück gefallen lassen.
Dem hält sie über weite Strecken auch stand, doch ist da songkonzeptionell nach oben noch viel Raum. Ein wenig Storytelling wäre hier sicher nicht der schlechteste Anfang. Von solchem Feintuning einmal abgesehen steht die 089 Clique für eine ungewöhnliche aber hochwillkommene Abwechslung in der sonst so biederen Münchner Raplandschaft. Dämonen über der Isar – das hat doch was.
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