Die Nummer 1 im deutschen Tor bei der WM '06 heisst...Lehmann!
Knapp zwei Jahre des Bangens und Hoffens für die beiden deutschen Nationalkeeper Oliver Kahn (36, Bayern München) und Jens Lehmann (36, FC Arsenal) sind vorbei. Am heutigen Freitag teilte Bundestrainer Jürgen Klinsmann Bayern-Keeper Oliver Kahn in einem Gespräch unter vier Augen mit, dass bei der WM im eigenen Land Jens Lehmann das Tor der deutschen Nationalelf hüten wird. Zur Stunde berät Kahn mit den Bayern-Verantwortlichen seine Reaktion auf die Entscheidung.
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Wird bei der WM das deutsche Tor hüten: Jens Lehmann.Nach kicker-Informationen haben die Verantwortlichen bei Bayern München und Oliver Kahn bereits über die Reaktionen auf die Entscheidung beraten. An dem Treffen waren Bayern-Manager Uli Hoeneß, der Vorstandsvorsitzende der Bayern München AG, Karl-Heinz Rummenigge, Bayern-Trainer Felix Magath sowie Oliver Kahn beteiligt. Magath riet seinem Keeper zuletzt, auch bei einem "negativen" Votum des Bundestrainers, seine Karriere in der Nationalelf fortzusetzen. Für den Nachmittag haben die Bayern zu dem Thema eine Pressemitteilung angekündigt. Oliver Kahn selber ist nach dem Gespräch in das Bayern-Training eingestiegen.
Der Zweikampf zwischen den beiden Nationaltorhütern begann unmittelbar nach dem Amtsantritt Jürgen Klinsmanns im Juli 2004. Zusammen mit seinem Assistenten Joachim Löw und Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff rief Klinsmann einen Konkurrenzkampf für die WM in jedem Mannschaftsteil aus. Auch die Torhüter seien davon nicht ausgenommen. Allerdings machte Klinsmann von Beginn an klar, dass er Oliver Kahn als seine Nummer eins sehe und Jens Lehmann als Herausforderer. "Olli ist die Nummer eins, Jens die Nummer zwei. Er ist der Herausforderer und bekommt seine Spiele; es wird abgewechselt. Beide sind Ausnahmekeeper", sagte Klinsmann im September 2004 gegenüber dem kicker.
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Zunächst lief das Wechselspiel ohne große Nebengeräusche ab. Zu ersten Unstimmigkeiten kam es jedoch im Oktober 2004, als der damalige DFB-Torwartrainer Sepp Maier unmittelbar nach dem Gastspiel im Iran (2:0) abgelöst und durch Andreas Köpke ersetzt wurde. Die etwas unglücklichen Umstände der Trennung fanden nicht nur bei Bayern München wenig Anklang, auch externe Beobachter zeigten sich vom Umgang mit dem Weltmeister des Jahres 1974 und langjährigen DFB-Trainer enttäuscht. Diese Krise spitzte sich dann im November 2004 zu, als Kahn im Champions-League-Vorrundenspiel gegen Juventus Turin (0:1) schwer patzte und den Gegentreffer verschuldete. Erstmals sprachen die Verantwortlichen bei Bayern München davon, dass der Zweikampf im Tor die Hauptprotagonisten zu sehr belaste: "Jürgen wollte einen Zweikampf schüren, wir müssen aufpassen, dass wir dabei nicht alle verlieren", sagte damals der Bayern-Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz-Rummenigge dem kicker. Der Bayern-Boss forderte Klinsmann dazu auf, seinen ursprünglichen Plan, sich erst unmittelbar vor der WM im Mai 2006 auf einen Torhüter festzulegen, aufzugeben.
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Allerdings ließen sich Klinsmann, Löw, Bierhoff und Köpke nicht umstimmen und hielten an ihrem Vorhaben fest. So fand seitdem eine Rotation der WM-Kandidaten zwischen den Pfosten des Nationalteams statt. Seit Klinsmanns Amtsantritt wechselten sich Kahn und Lehmann in mehr oder weniger festgelegten Rhythmus ab. So kam der Bayern-Keeper auf zwölf-Länderspieleinsätze, sein Kontrahent Lehmann auf elf. Timo Hildebrand, designierte Nummer drei bei der WM, kam in zwei Partien zum Einsatz.
Klinsmann ließ sich auch nicht von seinem Plan abbringen, als Lehmann während der Saison 2004/05 bei den "Gunners" zeitweise nur noch die Nummer zwei hinter dem Spanier Manuel Almunia war. So durfte der ehemalige Schalker und Dortmunder Keeper im Februar 2002 beim 2:2 gegen Argentinien ran, obwohl ihm zum damaligen Zeitpunkt Spielpraxis fehlte. Zuletzt zeigte aber Oliver Kahn wieder Schwächen. Sowohl im Spiel gegen den Hamburger SV (1:2), als auch zuletzt gegen den 1. FC Köln (2:2) langte der "Titan" daneben.
Und wiederum machten die Bayern die "unsägliche Torhüterdiskussion" für die ungewohnten Schwächen Kahns verantwortlich. Nun aber wurde verstärkt die Forderung laut, dass sich Klinsmann eher entscheiden solle, um den "Psychoterror" zu beenden. Vor allem, weil sich bei den Münchnern das Gefühl einschlich, dass die Entscheidung im internen Trainerstab der Nationalelf bereits längst gefallen sei. So drängte der Rekordmeister in letzter Zeit immer heftiger darauf, dass Klinsmann Klartext sprechen solle. Und tatsächlich wich dieser vom ursprünglich angedachten Zeitplan ab und legte sich früher auf seine Nummer eins bei der WM fest. Und wie von den Bayern befürchtet, heißt sie nun Jens Lehmann.