heute gibts wieder track, um 00:05 uhr... es dürfte wieder mal das ein oder andere interessante thema für den einen oder anderen interessenten dabei sein... scheiss satz
(1): Lagos - HipHop auf dem Weg nach ganz oben
Lagos ist die Essenz des globalen Wahnsinns, die Stadt der Extreme: Öl, Geld, luxuriöse Schlitten, Handys, hoch ummauerte Villen und zugleich Korruption, Gewalt, regelmäßige Stromausfälle, Straßengangs, Anarchie. Und genau hier in der 18-Mio-Metropole Nigerias hat sich seit den 90ern eine HipHop Szene etabliert, die Jugendliche in ganz Afrika begeistert. Stars wie Eedris Abdulkareem oder die Danfo Driver verkaufen 100.000e CDs und zusätzlich zwei- bis dreimal so viele Raubkopien. Die aktuelle Musikszene von Lagos spiegelt die urbane Gesellschaft Afrikas wider, die kontrastreicher und widersprüchlicher nicht sein könnte. Sie liegt jenseits von der hier gängigen exotischen Vorstellung, die der 'westliche' Musikmarkt bei uns geprägt hat. Nigerias Musikszene wurde in Europa bislang auf Afrobeat und Fela Kuti reduziert. 'Tracks' zeigt: Die Legende lebt weiter, aber es gibt noch eine Menge mehr.
(2): Super Night Shot - Mit der Kamera gegen die Anonymität
Vier Kameras, vier Schauspieler, ein Handlungsort. Das Performance-Kollektiv 'Gob Squad' ist in den Straßen Dublins unterwegs. Die vier Performer haben einen einzigen Take, um ihre Träume im Film zu leben. Zigarettenstummel, Graffiti, Autos und Glasfassaden der Stadt werden zu Requisiten und Kulissen. Die Passanten werden zu Darstellern, potentiellen Freunden, Liebhabern oder Befreiern. 'Gob Squad' hat die Macht, sie für ein paar Minuten aus der Anonymität herauszuheben. Ein Auto kann kurzgeschlossen werden oder ein wildfremder Passant kann den Kuss seines Lebens bekommen. Das deutsch-englische Künstlerkollektiv 'Gob Squad' ist berüchtigt für seine Guerilla-Performances in Geschäften, auf U-Bahngleisen, Parkplätzen oder in Hotels. Wenn 'Gob Squad' in der Stadt ist, ist alles möglich.
(3): Jean-Jacques Perrey - Dinosaurier des humorvollen Space Age Pop
Seit mehr als vierzig Jahren verbreitet seine 'Music for Laughs and Smiles' gute Laune mit der legendären Ondioline (einem Vorläufer des Synthesizer) und seinem Moog-Synthesizer. Der 77-jährige Franzose Jean-Jacques Perrey ist unverbesserlicher Überzeugungstäter und Pionier der elektronischen Popmusik. Er begeisterte nicht nur Edith Piaf und Walt Disney, sondern auch heutige HipHoper und DJs, für die sein Album 'Moog Indigo' eine unerschöpfliche Fundgrube an Samples ist. Der Ex-Medizinstudent Perrey war es, der die Ondioline in die USA und ihren spacigen Sound in die amerikanische Popmusik brachte. Zusammen mit Gershon Kingsley, Autor des Evergreens Popcorn, begründete er so den Space Age Pop. Perrey 'sampelte' mit einem Tonbandgerät banale Alltagsgeräusche und verwebte sie mit Synthesizer-Melodien. So produzierte er die vielleicht humorvollsten und innovativsten Platten der 60er und 70er. Und das zu einer Zeit, als Kraftwerk noch Teenies waren und der Detroit-Techno in den Kinderschuhen steckte. 'Tracks' trifft den nimmermüden Magier und Visionär der fröhlichen Popmusik, dem noch viel zu viele Musikideen im Kopf herumschwirren, um sich zur Ruhe zu setzen.
(4): Snow-Kiten - Die Szene und ihr Spirit
Endlos weit glitzert der Schnee. Vor einem die verschneiten Hänge und Gipfel der Alpen. Keine Menschenseele weit und breit. Konstanter Wind, Ski oder Snowboard angeschnallt, der Kite erhebt sich in die Luft, ein Ruck, und es geht los. Ein weiter Turn in die unberührte Schneefläche, der aufstiebende Powder glitzert haushoch im Gegenlicht der Bergsonne. Hart am Wind pflügt das Board mit Highspeed durch den Pulver. Dann ein kleiner Hügel - und es geht ab in die Luft. Bis zu 60 Meter in die Höhe - ein schwereloser Flug über die verschneite Landschaft - Freiheit!!
Snow-Kiten, der Sport mit absolutem Funfaktor und Suchtpotential. Am Berniner Pass im Engadin sammeln sich bei guten Wetter-Verhältnissen alle, die dieser Sucht erlegen sind. Die extremen Bedingungen des Snow-Kiten locken vor allem Snowboard-Besessene; und wie es scheint, haben die damit verbundenen Gefahren den Spaß noch nicht in die Sparte 'Trendsport' gerückt.
(5): Kurtis Blow - Wenn der Vater mit dem Sohne
Neben Grandmaster Flash und Afrika Bambaataa ist er einer der Pioniere des HipHop: Kurtis Blow. Geboren als Kurtis Walker in Harlem. Er war der Erste, der mit Sample-Loops arbeitete, er war der erste, der bei einer Major-Firma einen Plattenvertrag unterschrieb und er war der erste Hip-Hop-Millionär, lange vor Jay-Z und 50 Cent. 1980 landete er seinen größten Hit: 'The Breaks', bis heute eine HipHop-Hymne. Gastmusiker wie Bob Dylan und George Clinton gaben sich bei ihm die Klinke in die Hand. Später produzierte er die Fat-Boys und Run DMC. 1988 nahm er seine letzte LP auf. Seitdem ist es relativ ruhig geworden um Kurtis Blow. Er zog zunächst nach LA, kehrte aber wieder nach Harlem zurück wo er vor etwa einem Jahr die Church-of-HipHop gründete. Aber ab und zu tritt er noch auf - er braucht einfach das Bad in der Menge. 'Tracks' von einem seiner raren Konzerte. Dabei am Plattenspieler Blows Sohn: Kurtis Walker jr.. Und wenn der Vater mit dem Sohne, hält keiner still. Live in 'Tracks'.
(6): Interview der Woche: Martin Gore / Depeche Mode
Depeche Mode - als ölglänzende Himmelglotzer haben sie angefangen. Und jetzt sind sie eine der wenigen verlässlichen Größen im Popgeschäft. Nach 25 Jahren Bandgeschichte mit 11 Studioalben jetzt in TRACKS das Interview der Woche mit Martin Gore: Die Ehekrise mit Dave Gahan ist überstanden, Gore hat John Lennon als neue Quelle der Inspiration entdeckt - und Depeche Mode macht ihm wieder Spaß! Was Martin Gore sonst noch ist, hat oder macht - in 'Tracks' packt er aus. Mal sehen, ob er sich an den Titel der neuen Depeche-Mode-Platte hält: Playing the angel.
(7): Be your own PET - PETsounds
Das Leben ist schon gemein: Gestandene Männer touren jahrelang durch Miniclubs, um dann kurz vor der Rente mal auf der vorletzen Seite in der dritten Spalte auf zwei Zeilen links unten in der Musikpresse erwähnt zu werden. Die Nashville-Band Be your own PET macht eins, zwei, drei, vier und gibt dem 77-er Punkrock und 90er-Indierock eine intravenöse Frischzellenkur von circa 234.566 Volt. Die gerade mal 17- und 18-Jährigen Jamin Orrall, Nathan Vasquez, Jemina Pearl und Jonas Stein fahren mit ihren Fahrrädern im Höllentempo den Punkrock an die Wand, kratzen die Überreste auf und basteln sie nonchalant und aggressiv wieder zusammen. Sängerin Jemina darf in den amerikanischen Clubs zwar immer noch keinen Alkohol trinken, nennt sich aber trotzdem schon mal vorsorglich Independent Motherfucker, mit einer Stimme, stärker als die von Courtney Love und Brody Dalle zusammen. Auf der Bühne werfen sich die Kinder ohne Rücksicht auf Verluste zusammen und mit ihren Fans übereinander und nach ihren Konzerten ist klar: Be your own PET sind gekommen, um nicht wieder wegzugehen.