bei den folgenden beiden reviews wurde ich erneut von übereuphorie übermannt, glaube ich...
naja, here they are
Daddy Kev - Lost Angels EP (2001)
Diese EP erschien 2001 über Daddy Kevs -mittlerweile leider eingestelltes-
Label Celestial und ist ein wahres Schätzchen. Daddy Kev zeigt mit dieser
EP über eine Länge von sieben Tracks eindrucksvoll zu was er produktionstechnisch
fähig ist. Damit auch der Sprechgesang nicht zu kurz kommt hat er ausserdem
fünf der fähigsten Rapper des West Coast Andersgrounds ins Studio eingeladen.
Das Intro ist ein nettes Instrumentalstückchen, das den Hörer schon ein bisschen
auf das einstimmt, was folgt. Und das ist nichts geringeres als der beste Track der
EP. Mikah 9 von der Freestyle Fellowship singt hier über ein chromatisches Piano
Loop und trifft dabei wirklich jeden Ton. Diesen Track muss man einfach einmal gehört
haben! Wer Mikah 9 vorher noch nicht kannte, wird ihn spätestens nach diesem Lied
vergöttern. Größter Respekt gebührt Daddy Kev dafür, dass er wirklich alles aus
Mikah 9 herausgeholt hat für diesen Track.
Als nächstes steppt Busdriver, der mittlerweile hinreichend bekannt sein sollte, ans
Mic und bringt in seinem unverwechselbaren Stil eine kleine Hymne für das Project Blowed.
Es schließt sich P.E.A.C.E., ein weiteres Mitglied der Freestyle Fellowship, mit dem
Track "Walking On Water" an. Über einen sehr basslastigen Beat weit unterhalb der 80 BPM
Grenze betreibt P.E.A.C.E. hier hier in seinem unverwechselbaren Stil genau das, was
der Titel verspricht. Leute, die den Style von P.E.A.C.E. lieben kommen hier voll auf
ihre Kosten.
"This Stuff's Really Wacko" nennt sich der nächste Titel, der mit Shape Shifter Circus
einen eher unbekannten Rapper featuret. Das Instrumental ist sehr gemächlich und schleppend
und passt daher wie die Faust aufs Auge zu Circus Rapstil. Der ist nämlich für meinen
Geschmack ziemlich langatmig und monoton. Auch inhaltlich bin ich trotz eingehender
Analyse noch nicht dahintergekommen, was Circus überhaupt mitteilen möchte, aber das kann
ja auch an mir liegen...
Hörenswert finde ich den Track allemal, denn obwohl er aufgrund Circus Rapstil extreme
Geschmackssache ist, finde ich es interessant zu hören wie genial Daddy Kevs Produktion
hier zu dem Stil des MCs passt.
Beim nächsten Track wird ein weiterer Shape Shifter, nämlich Awol One, gefeaturet. Über
den sehr lockeren, stimmungsvollen Beat gibt Awol One mit seiner markanten, rauhen Stimme
ein paar witzige Verse zum Besten. Wirklich eine schöne Abwechslung nach dem vorangegangenen
Lied.
Zu guter Letzt, und quasi als krönenden Abschluss, gibt es noch ein schönes Instrumental als
Outro zu hören, das -typisch für Daddy Kev- mit allerlei Schnipseln aus irgendeinem Film
gespickt ist.
Abschließend kann ich nur jedem empfehlen, sich diese EP mal anzuhören, besonders denen, die
mit dem West Coast Underground dieser Machart noch nicht so vertraut sind. Sie bietet einen
schönen Querschnitt durch die verschiedenen Styles in L.A. und ist obendrein auchnoch
extrem gut produziert. Was will man mehr?
Elon.is - Atomik Age (2002)
Elon.is aus dem Sunset Leagues / Disflex.6 Camp kommt hier mit
einem ausgezeichneten Stück Musik daher, das mich persönlich doch
sehr positiv überrascht hat, da Elon, der mir vor dieser EP leider
noch nicht bekannt war, sich hier wirklich als sehr ernstzunehmender
Producer präsentiert und etabliert.
Bereits das kurze Instrumentalintro kann voll und ganz überzeugen.
Düster und bedrohliche wummert hier der Beat aus den Boxen.
Im nächsten Track "Minutes Tick/Time Piece" teilen sich dann die
Disflex.6 mit Halekost das Mic. Das Instrumental von Elon entpuppt sich hier
als ein kleines Meisterwerk. Er hat einfach die Thematik "Zeit" in einem atmosphärischen
und passenden Beat beeindruckend eingefangen, den ich mir immer wieder gerne
anhöre. Rapmusik für Genießer!
Als nächstes spittet Z-Man über einen passenden Beat ein paar schöne Battlelyrics.
Was nun folgt ist ein ungeheuer deepes, verträumtes Instrumental, bei dessen
Genuss man einfach seine Gedanken schweifen lassen kann. Perfekt aufeinander
abgestimmt sind hier die Drums und das orientalisch angehauchte Sample.
Weiter geht es mit einem inhaltlich sehr interessanten Track, auf dem Dublin
über verzerrte Streicherklänge, die hassschürenden Weltreligionen an den
Pranger stellt. Der Track regt zum Nachdenken an und hat mich persönlich nicht mehr so schnell
losgelassen (siehe dazu auch das Elon.is Interview).
Wer auf dem nachfolgenden Track mit der Sunset Leagues Crew nicht sofort vom
"Fever" angesteckt wird, dem ist wirklich nicht zu helfen. Der Beat lässt sich
wohl am treffensten mit diesem Zitat von Lazerus Jackson beschreiben: "Here it
comes / Do you hear those drums / Don't know where it comes from but i know it
weighs a ton".
Nachfolgend wird es ansatzweise funky und Elon wagt sich für Luckyiam.PSC von den Living
Legends ein Stück weit aus den düsteren Gefilden heraus. PSC spittet in seinem typischen,
zurückgelehnten Style ein paar nette Verse und überzeugt ein weiteres Mal, dass er
des Rappens mächtig ist.
Es folgt ein kurzes Instrumentalstück, das mit Hilfe der passenden Scratches von
DJ Capsize sehr gelungen in Szene gesetzt wurde. Dieses kleine Intermezzo leitet
über zu einem weiteren, längeren, reinen Instrumentalstück von Elon, das mich
endgültig davon überzeugt, dass Elon einer der fähigsten Producer aus der Bay Area
ist. In diesem genialen Instrumental könnte ich mich stundenlang verlieren, wenn es
nicht irgendwann zu Ende gehen würde, um Platz zu machen für ein weiteres nachdenkliches
Stück, das diesmmal von Mercury vorgetragen wird. Wie gewohnt meistert Elon den Instrumentalpart
mit Bravour.
Es folgt noch ein kurzes Instrumental als Outro und dann ist die Platte auch schon zu Ende.
Ich kann nur wiederholen, dass diese LP wirklich extrem tiefsinnig und wunderschön produziert
ist und jeder, der jetzt neugierig geworden ist, sollte schleunigst in dieses Teil reinhören,
um sich selber ein Bild davon zu machen.
Die Vinylversion ist übrigens auf nur 500 Stück limitiert. Wer also dieses Teil auf Platte
haben will, sollte sich beeilen. Alle anderen greifen zur CD, auf der sich noch mehr Tracks
finden als auf der LP, die ich hier vorgestellt habe.