In dunklen Tiefen des Teenager-Alltags
Schonungslos, aber mit einer Schwäche: "Ken Park" ist der bisher radikalste Film von Larry Clark
Schon die erste Einstellung lässt keinen Zweifel daran, wohin die Reise geht: Der titelgebende Skater Ken Park fährt eine Rampe hoch, legt den Rucksack ab, steckt sich den Lauf einer Pistole in den Mund und drückt ab. Was bleibt, sind Blut- und Hirnspritzer, Knochenbrösel und ein toter Körper. Keine große Sache, das Ganze passiert eher nebenbei - und ist dadurch umso beklemmender.
Larry Clark, der schon mit "Kids" (1995) und "Bully" (2001) in die Tiefen des Teenager-Alltags hinabtauchte, hat die Schraube noch fester angezogen. "Ken Park" - gemeinsam mit Edward Lachman gedreht - ist sein bisher radikalster Film, der in den USA für einen Skandal sorgte und in Australien wegen einiger Hardcore-Sex-Szenen ganz verboten wurde. Tatsächlich sind diese Szenen die einzige Schwäche eines Films, der nicht weichzeichnet, sondern schonungslos Teenager-Abgründe zwischen sexuellem Missbrauch und Gewaltrausch dokumentiert. Ob es in diesem Zusammenhang aber wirklich notwendig ist, eine Masturbationsszene inklusive Selbststrangulation bis zum letzten Samentropfen zu zeigen? Leicht gerät über den schockierenden Bildern Clarks eigentliches Anliegen in den Hintergrund. Dabei sind die locker verbundenen Geschichten stark genug, um den Film zu tragen.
Zum Beispiel die von Peaches (Tiffany Limos). Das Mädchen lebt nach dem Tod der Mutter mit ihrem tiefreligiösen Vater zusammen und muss immer mehr als emotionaler Ersatz für die Verstorbene herhalten. Die Situation eskaliert, als ihr Vater sie eines Nachmittags beim Bondage-Sex überrascht.
Dann ist da Shawn (James Bullard), der nicht nur eine schwer in ihn verliebte Freundin hat, sondern nach der Schule auch mit deren Mutter (Maeve Quinlan) schläft. Typischer Dialog: "Kann ich dich lecken?" - "Jetzt nicht, ich lege gerade die Wäsche zusammen." Oder Claude (Stephen Jasso), von einem brutalen Vater terrorisiert, der nachts betrunken zu ihm ins Bett schleicht.
Abgründe ohne Ende - und doch gibt es in "Ken Park" auch Hoffnungsschimmer. Nicht für die Erwachsenen, deren Leben gelaufen scheint. Wohl aber für die Kids, die - so zeigen Clark und Lachman - der allgemeinen Destruktion gemeinsam immer wieder etwas entgegen zusetzen wissen. Und wenn es nur ihre jungen Körper sind.
Ken Park USA/NL/F 2002, 95 Minuten, ab 18 J., R: Larry Clark, Ed Lachman, D: Tiffany Limos, James Ransone, Stephen Jasso, James Bullard, tägl. im Abaton, 3001 (OmU);
www.kenpark.de HOLGER TRUE
Bin völlig unbefangen in den Film rein. Hab kein Sequel zu "Kids" erhofft, erwartet oder sonstwas.
Bin unglaublich enttäuscht...von wegen Abgründe. Tut mit leid, dass zu sagen, aber der Film ist schlicht scheiße.
ist, dem gefällt der Film sicher. Ekelhaft.
Film ist überhaupt nicht tiefgründig, hätte er auch nicht unbedingt sein müssen, aber so ist es einfach nur belanglose Kacke, die nicht schockiert sondern anekelt.