Realmatic hat geschrieben:
Ich glaube nicht dass Dyson meinte (jedenfalls bin ich nicht der Meinung), dass vulgäre Bedingungen vulgären Sprache *zwingend* zur Folge haben, sondern einfach dass man bei einem Fall verrohter Sprache "vulgäre" Umgebung vermuten kann. Mal abgesehen davon, dass ich finde dass Ausdrucksweise so ziemlich
scheißegal
ist (die meisten Menschen können m.E ihre Sprache dem jeweligen Umfeld anpassen), denke ich dass er gar nicht so unrecht hat. Man muss nicht bei jedem Vorstadtwhitey mit Baggy denken dass er aus hässlichen Verhältnissen stammt, aber oft ist die Sprache schon ein Zeichen dafür, woher man kommt.
Ich verstehe das Zitat schon so, dass er meint, dass man die Sprache quasi-automatisch "bereingt", wenn man die sozialen Missstände ("die "wirkliche" Vulgarität") auflöst. Halte ich für eine sehr wackelige Konstruktion, zumal im Vergleich mit der Situation in Deutschland.
Zitat:
Zu den ZEIT-Lesern... Imo ist es keine Entschuldigung keine Ahnung von Rap zu haben nur weil man sich nicht damit direkt auseinander setzt. Wenn man von einer Szene oder generell einem Thema wenig/nichts weiss, sollte man auch entsprechend mit Urteilen nicht so schnell bei der Hand sein, sowas dürfte man von ZEIT-Lesern schon erwarten.
Wie die Leser urteilen weißt du ja nicht, aber wahrscheinlich schießen jetzt erst einmal die Verkaufszahlen des letzten Common-Albums in die Höhe...
Zitat:
Deine Einschätzung von Rap als sozialkritisches Mittel ist sicher nicht ganz verkehrt, aber: Irgendwo muss man auch realistisch sein, denn es ist letzten Endes nur Musik. Und Musik ist selten ein Sprachrohr einer gesamten Bevölkerungsgruppe.
"Sprachrohr" war vllt. etwas irreführend formuliert. Im Grunde geht es wohl darum, dass einige Leute Wert darauf legen, wie die Außenwahrnehmung der Gruppe ist, der sie sich zugehörig fühlen. Diese gesamtgesellschaftliche Wahrnehmung wird allgemein sehr stark durch die Medien produziert, Rapmusik mit all ihren Klischees ist ein starkes Medienthema, ergo gibt es durchaus einen Zusammenhang zwischen Medienbildern und Rückschlüssen auf bestimmte Bevölkerungsgruppen. Das ist ja nicht nur in der Musik so, man denke an die Sowjetdarstellungen in amerikanischen Filmen zu Zeiten des Kalten Krieges (zum Beispiel).
Zitat:
Viele Schwarze in den Ghettos Amerikas interessiert es doch einen Scheiss was mit anderen Schwarzen geschieht, Hauptsache die eigenen Taschen sind voll und gut is. Man sollte nicht glauben dass alle Leute so kitschig-tolerant, kritisch und weltverbessernd denken wie ein Common, von daher denk ich repräsentieren 50 Cent und Lil Jon auch einen guten Teil der Afroamerikaner. "Hoes, Clothes & Bankrolls" ... hörst Du nicht zum ersten Mal, oder?
Sage ich doch, und ist ja auch legitim. Bloß werden damit, was Leute wie Lil Jon angeht, denen es einzig und allein um Gewinnmaximierung geht, die Klagen über die Benachteiligung "der Schwarzen" komplett ausgehebelt. Die Benachteiligung wäre dann nur individuell. Davon abgesehen finde ich diese Herden- /Rassendenke sowieso grundsätzlich falsch.
Zitat:
Und naja, zur von Paris vorgeschlagenen Eigeninitiative.. erinnert irgendwie an Don Quijote und die Windmühlen, als ob Einzelne, Gruppen oder sogar prozentuale Teile einer Partei, eines Landes, einer Rasse oder was auch immer irgendeinen Effekt erzielen könnten. Imo kann jeder nur einzeln und *für sich*, das heisst in nicht gerade großen Maßen, einen "Schlag gegen das System" (wie Paris es sagen würde
) landen, da hat der Gute teilweise schon irgendwo Recht. Aber in dem Sinne wie er es wohl eher meint, von wegen Systemumsturz und Gedanken in die Richtung glaube ich wird kein Boykott von 50 Cent im Radio Erfolge bringen, um da größeren Einfluss zu haben braucht man schon mehr als eine (gute) Meinung und ein paar Rap-Alben.
Ich uppe morgen ein Review zu "Guerilla Funk", in dem ich gerade auf diesen Punkt ein bißchen eingehe.
Ich denke es geht ihm in erster Linie um Polemik, wie überhaupt jedem Polit-Rapper von Public Enemy über Immortal Technique bis zu Dead Prez. Das konkrete Ziel für Veränderungen kann, wenn man nicht völlig naiv ist, eigentlich nur das persönliche Umfeld sein - das sehe ich auch so.
Zitat:
PS. Bist Du sicher dass dieses Zitat von Paris ist? Das Zitat kommt mir ziemlich bekannt vor, hab das Booklet aber nie gelesen, muss ich nochmal nachgucken wenn ich es finde.
Naja, ich hab's eben selbst abgetippt.
Ob er es irgendwo anders abgeschrieben hat weiß ich allerdings nicht...