Sean T – Terrain Bo$$
Der alte Fuchs aus East Palo Alto ist einfach nicht unterzukriegen – “Terrain “Bo$$” heißt Sean T’s neue Scheibe, und sie macht das halbe Dutzend an Solo-Alben voll. Natürlich hat sich T’s Sound gravierend verändert seitdem er 1992 mit seinen Murder One Gangstas erstmals in Erscheinung trat – den schepprigen Gangsta-Funk der Anfangsjahre sucht man hier vergeblich. Nichtsdestotrotz kann Sean T seinem guten Ruf als Producer vieler anerkannter Cali-Größen (SSC, Spice 1, E-40, Outlawz und WC – um nur einige zu nennen) gerecht werden – zumindest zeitweise.
Recht abwechslungsreich gestaltet sich die Musik auf “Terrain Bo$$”, kombiniert sorgfältig geglättete Bay Area-Beats mit tanzbaren Rythmen und auch wenn sich hier nichts Weltbewegendes ereignet, kann sich das neue Soundgewand um Sean T’s wie immer ruff gerappten Verse durchaus hören lassen. Nach dem harten Startschuss “We Gangstas” (“We gangstas nigga so you better watch what you say/ or I’ma empty the whole glock in your face”) entpuppt sich die CD schnell als durch und durch mittelklassige Angelegenheit. “Want War” und vor allem “Mo Murder” runden den aggressiven Beginn ab, in “What Is It” überfallen uns Ten Dolla und Balance mit gut im Sattel sitzenden Raps über orientalisch trötenden Beats, bevor sich mit dem durchwachsenen “Damn” in Gestalt von E-40 und Keak Da Sneak dann auch alteingesessene Größen zu Worte melden. Doch sollte man sich von den Namen nicht irreführen lassen – wirklich was zu bieten haben andere. Der verrückt stylende Mistah F.A.B. im schweißtreibend pumpenden “Toe Up” beispielsweise, auch die neuen Get Gone-Soldaten Papoose und Mr. Sandman (Solo-Material ist bereits angekündigt) lasse ich noch durchgehen, doch ist es in erster Linie immer noch Sean T selbst, der hier immer mal wieder was reißt. Egal ob er mit “Hungry” zur großangelegten Paper Chase bläst, im beckenkreisenden “Lemme Hit It” den Ladies schmutzige Sachen in’s Ohr flüstert oder – im völligen Kontrast dazu – in “Papa” den schmerzlichen Verlust seines Großvaters betrauert: der M.O.G. aus Überzeugung hat im Laufe der Jahre keinen Rost angesetzt. Was auch seine Kehrseiten hat.
Denn was auf “Terrain Bo$$” sonst noch geschieht darf getrost als grober Unfug bezeichnet werden. “Here 2 There” – wo man nur hinhört – auf Radioplay getrimmter Left-Coast Abfall mit dem Haltbarkeitsdatum genau einer Gesamtspielzeit. Das betrifft flache Einlagen wie “Get Ya Hands Up”, “Groove” und “Party Wit Us” (es tut weh) genauso wie komplett unnützen “Terrain Talk” im Sinne von “In The Streets”, “Makin’ Me High” oder “I Chose You” – das alles geht auf einer Seite rein und auf der anderen wieder raus. Trotz guter Momente also nur ein Platz im Mittelfeld… Sean T sollte sich in Zukunft auf’s Wesentliche konzentrieren, die (wie gesagt immer noch vorhandenen) brauchbaren Ansätze weiterverfolgen und alles andere schnell vergessen.
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