Seagram – The Dark Roads
Na was ist denn jetzt los, denkt man automatisch, wenn man “Straight Mobbin'” zum ersten Mal auf Rotation hat: erst nach mehrmaligem konzentrierten Durchhören versteht man worum es geht: so verwirrend ist der ausgewachsene Slang in dem Seagram seine Ganovengeschichten hier kickt. Für alle Non-Gangbanger gibt’s die englische Übersetzung und Seag’s erklärende Worte (“This language is for gangstas only”) im Inlay. Glücklicherweise beschränkt sich das Experiment auf einen Track: der Rest der Platte geht in Sachen Street Slang nicht über das Normalmaß hinaus.
Funky und locker rollen die Beats im seinerzeit typischen Sound des 69 Ville-Rappers durch die Lautsprecher und wollen manchmal so gar nicht zu den todernsten Realitätschilderungen von Oaklands blutgetränkten Straßen passen, die Seag mit hoher, aggressiver Stimme anstimmt. Nach dem harmlosen “2 For 1″ und dem unvermeidlichen “Get Of My Zipper”, einer kleinen Ansage an allzu anhängliche Schlampen, geht’s im Titeltrack auch schon mitten hinein ins Geschehen auf den “Dark Roads”. Leider, leider bleibt die Produktion hinter den Lyrics um Lichtjahre zurück: war es denn zum Beispiel unbedingt nötig, “The Message” nochmal zu covern?
Dass es auch anders geht, beweisen Songs wie “Reap What You Sew” und natürlich “Action Speaks Louder Than Words”. In letzterem kann Seag auf kompetenten Support aus Houston zählen, neben Mr. Scarface und Willie D (die blanke Wut!) ist sogar Schlachtmeister Ganksta Nip von der South Park Coalition zu hören. In dieser Liga spielt dann allerdings nur noch “Wages Of Sin”, ein äußerst düsteres Stück Musik mit schleppenden Beats und Reimen an der Kante zum Wahnsinn. Während Seagram sich an Phantasien über Metzeleien mit Axt und Heugabel verlustiert und damit den Schulterschluss mit N-I-P übt, streut Bushwick, der böse Kleine von den Geto Boys, nach Zungenkräften nihilistisches Gedankengut unter die Leute.
Alles in allem also sehr schade, dass die Platte angesichts solcher Meilensteine letztlich doch nicht mehr als nur gehobenes Mittelmaß bietet. Zwar offenbart Seagram großes lyrisches Talent und macht auch am Mic einen guten Job, doch wirkt auf der Produktionsseite vieles noch unausgereift und verbesserungswürdig. Irgendwie sollte man “The Dark Roads” aber schon mal gehört haben – nicht nur weil Seagram einer der ganz Großen aus Oakland war. Vor allem für Rap-A-Lot-Sammler ist diese, für das Elitelabel eher ungewöhnliche Scheibe, natürlich ein absolutes Must-Have.
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