RAVAGE The Meccagodzilla – American Monsta
Zu Beginn des aktuellen Jahrtausends erlebte das Genre des Remix-Albums nicht nur dank P. Diddy’s rotzfrecher und sehr weit hergeholter Ansage “We invented the Remix” eine wahre Renaissance. Für den Höhepunkt des damaligen Trends sorgte aber eine Person, die im Jahre 2003 unter großem Spektakel medienwirksam ihren wohl kalkulierten – und erwartungsgemäß in einem emotionslosen Comeback endenden – Rückzug aus der Glitzerwelt der Champagner-schlürfenden und millionenschweren Chartrapper angekündigt hatte. Jay-Z’s “Black Album” mutierte zu einem der meist ge-remixten Alben der Musikgeschichte, an dem sich nicht nur Produzenten-Größen wie Pete Rock, 9th Wonder oder Danger Mouse hinter den Boards versuchten.
Szenenwechsel. Die Musikindustrie erlebt ein paar Jahre später eine ihrer größten Krisen und selbst die Alben-Verkaufszahlen des einstigen Kritikerlieblings Shawn Carter sind – auch aufgrund seiner doch deutlich schwächeren Folgealben – “Kingdom Come” und “American Gangsta” – dramatisch gesunken. Gleichwohl gibt es auch anno 2008 noch Produzenten, die sich an die waghalsige Aufgabe trauen, an ein komplettes und für heutige Verhältnisse dann doch noch recht erfolgreiches Album des selbst proklamierten Kings of New York Hand an zu legen und in einer Remix-Version zu präsentieren. RAVAGE the Meccagodzilla, Haus- und Hof-Produzent des neu formierten Monsta Island Kollektivs, hat sich dieser Herausforderung gestellt und “American Gangsta” einen komplett neuen Anstrich verpasst. Und um es gleich klarzustellen: Er hat seine Hausaufgaben sehr ordentlich gemacht. Wo es der Original-Fassung an musikalischen Reizpunkten jenseits wenig innovativer und aus der Masse heraus stechenden opulenten Soundkulissen fehlt, kompensiert RAVAGE das mit recht simplen aber funktionierenden Stilmitteln aus dem Giftschrank eines erfahrenen Beat-Alchemisten. Einige auf den Punkt gesetzte hochgepitchte Vocal-Samples, atmosphärische und den Songcharakter untermalende Streicher wie auf “American Dreamin”, altbekannte Samples in neuer Verpackung (“I Know”) oder die schwarzpulververseuchte Straßenluft atmende Hymne “Ignorant Shit” sind zwar kein Beweis für eine neue Evolutionsstufe der aktuellen Kunst der Männer hinter den Reglern, zeigen aber die Vielseitigkeit eines ansonsten doch vorwiegend jenseits der breiten Pop-Rap-Masse agierenden Produzenten. Hier wird ein in sich stimmiges Paket geschnürt, hinter dem sich das Original zwar nicht verstecken muss, aber sich dann doch die Frage gefallen lassen muss, ob ein Allstar-Lineup an wohl bekannten Produzenten dann doch immer die bessere Wahl ist.
Dass bei “American Monsta” ab und zu auch ein paar der Sound-Experimente ein wenig neben der Spur liegen wie z.B. bei dem etwas überproduziert wirkenden “Say Hello”, dem sirenenartigen Wabbersound auf dem Duett mit Nas („Success“) oder der schlichtweg zu einfach strukturierten musikalischen Unterlage bei „Fallin“, ist leicht zu verschmerzen und einzig und allein dem Umstand geschuldet, dass sich hier jemand endlich einmal ein wenig jenseits der Vorgaben von um ihren Job bangenden und an altbekannten Album-Strukturen festklebenden A & R Managern austoben durfte. Als eine nachdrückliche Empfehlung für weitere – und vielleicht sogar höhere – Aufgaben muss man “American Monsta” daher ganz sicher einstufen, seine Existenzberechtigung hat dieses Remix-Album allemal.
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