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New Flesh – Understanding

Ihre erste CD “Equilibrium” war kälter, metallischer. Irgendwie war diese auch einfacher, während “Understanding” drei Jahre später sehr vom positiven Vibe lebt und sich mit eingängigen Hooks nicht zurückhält. New Flesh wurde 1990 aus der Taufe erhoben mit dem Ziel die Menschen zu provozieren und sie mithilfe der Musik zu schockieren. Damals hießen sie noch New Flesh For Old und setzten sich aus anderen Teammitgliedern zusammen. Der Kopf der Crew, der Produzent Part 2, war zwar schon seit den Anfängen dabei, die MC’s Juice Aleem und Toastie Taylor traten jedoch erst später hinzu. Zu dritt wurden sie dann auch 1997 bei dem bekannten Londoner Label Big Dada gesignt und spätestens ab diesem Zeitpunkt ging es nicht mehr hauptsächlich um den für sie vorher bestimmenden Aspekt der Kunst, die Menschen aufzurütteln, sondern Musik zu machen und diese an den Mann zu bringen. Ihr zweites Album “Understanding” hat wenig mit klassischen Hip Hop Produktionen zu tun, hier richtet sich die Konzentration viel mehr auf die Verschmelzung verschiedener Musikrichtungen, die Durchbrechung von Erwartungen und das Ziel, so viele Gemütszustände wie möglich unter ein Dach zu bekommen.

Es lässt sich keine Logik ausmachen, der das Album folgt. Als ein solch unkonstruiertes Produkt lebt “Understanding” von bestimmten Momenten, also von Phasen, die verschiedene Gefühlsverfassungen ansprechen. Hier kann sich nämlich jeder munter was rauspicken und sich betören lassen. Dafür gestaltet sich der Verzehr in einem Ruck dann eben weitaus schwieriger, was auch am Einfluss verschiedener Stilrichtungen liegen mag. Reggae-Hasser werden mit “More Fire” oder auch “Do You Understand?” sicherlich nichts anzufangen wissen und welche, die schon beim Wort Clubtauglichkeit ein Zucken bekommen, schalten bei “Stick & Move”, sofern sie nicht im Rausch sind, einfach ab. Das Verblüffendste an diesem Album ist die Unbefangenheit, diese vollkommen unaufgesetzte Mixtur von Stilen wie Dub, Ragga und R’n’B. Juice Aleem und Toastie Taylor ziehen es einfach durch, das Gesamtergebnis wird zwar so zur Nebensache, dafür steht der Überraschungseffekt als Hauptziel auf der Agenda. Der fast schon klassiche Hip Hop Tune “Real Child Soldier” bleibt mit seinem simplen Beatgerüst eine Ausnahme. So verliert sich wenigstens auch nicht die Ernsthaftigkeit, die den Lyrics zugrunde liegt.

Ich musste nicht lange überlegen, an wen mich die Choruszeilen aus dem dubbigen “Zero Gravity” erinnern. Da steckt tatsächlich ein bisschen was von Abstract Rude in Toastie Taylor, der ein unglaublich gutes Duett auf “Transition” mit der Coco And The Bean-Sängerin Gwen Esty präsentiert. R’n’B-Femalegesang fusioniert mit einer männlichen ragga-typischen Stimme – ich bin begeistert und fordere eine Zugabe! Wie Toasties Partner Juice Aleem einsame Pfade beschreitet, das hört man in “Bound”, welches mit unfassbar starken Drums den Teppich für Aleem’s metaphernreiche Lyrics aufrollt und der das Besondere in seinen atmosphärischen Gitarreneinlagen bereit hält. Von den Gästen Beans, Gift Of Gab und Roots Manuva (hier als Cecil P.Y.L.M. Pim Pimpernel verkleidet) bin ich total fasziniert, weil ich nicht sehr oft an solch wohlplatzierte und treffsichere Gaststücke geraten bin. Immer wieder trifft man ja auf unwiderstehliche Rapverse, Gift Of Gab liefert genau einen solchen auf “Communicate” ab, sein atemloser Vortrag betreibt gleichzeitig eine Verteidigung des Songs, da der Rest der Nummer leider entbehrlich ist.

“Understanding” will nicht mehr sein, als das, was es ist. Nämlich ein Produkt, das für jeden etwas parat hat und stellenweise Erstaunen auslöst. Die grundsolide Leistung der drei Akteure begründet sich in erster Linie auf der Arbeit am Mikrofon beziehungsweise dem Job an den Reglern und nicht dem Plan für einen großen Wurf oder gar einem klar formulierten Konzept. Gäbe es zum Schluss des Longplayers nicht diese zwei minder aufregenden Instrumentalsongs (“His Stories Crockery” und “Aspirations Pt.1″), wäre ich sogar bereit mehr Punkte aus dem Sack zu lassen, aber so kann ich die Lieblosigkeit dieser Zusammenstellung von Liedern nicht ignorieren. Ungeachtet dessen ist New Flesh eine sympathische britische Crew, wo noch mehr rauszuholen ist.

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