Mr. Lif – Emergency Rations
Als Mr. Lif mit “Enters The Colossus” 2000 erstmals auf der Bildfläche auftaucht, kann man gar nicht anders, als positiv beeindruckt zu sein. Bei Definitive Jux ist man emsig damit beschäfigt, dem klassischen Boom-Bap-Sound eine Generalüberholung zu verpassen, der Neue aus Boston hat eine Stimme mit Wiederkennungswert und jede Menge zu erzählen – so ungefähr stellt man sich die Leute vor, die für den Conscious-Rap der Ostküste die Fackel über die Jahrtausendschwelle tragen.
Zwei Jahre später steht die Nachfolge-EP “Emergency Rations” in den Regalen, und Ernüchterung macht sich breit. Das Problem ist nicht Mr. Lif, es sind die Beats. Denn obwohl unter anderem Edan, DJ Fakts One und der Berliner DJ Hype auf der Produzentenliste stehen, kommt die Kurzscheibe nur zweimal richtig in die Gänge. El-P’s Elektrobrett “Phantom” und das von Lif selbst zusammengeschraubte “Home Of The Brave” sind amtliche Banger und damit auch die Ausnahmen. Denn ob man man nun in “Get Wise ’91” soundlich direkt in die frühen Neunziger zurück katapultiert wird (wo ist der Witz?) oder diesen typischen, zerhackten Def-Jux-Sound vorgesetzt bekommt: die Scheibe ist anstrengend anzuhören und von der Klasse des Debüts leider ziemlich weit entfernt.
Von all dem völlig unbeirrt fräst sich Mr. Lif mit seiner leicht näselnden Stimme durch die sperrigen Soundkonstrukte. Dieser makellose, straffe Flow ist natürlich sein Markenzeichen, aber hin und wieder würde man sich auch von ihm etwas weniger Perfektionismus und dafür mehr Emotion wünschen. Sonst ist man schnell beim Emceeing streng nach Schulbuch, jener Krankheit also, an der noch ganz andere Großkaliber leiden – Guru ist da nur der bekannteste Name. “Emergency Rations” hat dieselben Schwächen wie das nur wenige Monate darauf gedroppte Full Length “I Phantom”: auf beiden Releases verkauft sich Mr. Lif klar unter Wert.
No Response
Leave us a comment
No comment posted yet.