Mr. J. Medeiros – Of Gods And Girls
Es liegt auf der Hand: der mäßige Erfolg des Rawkus Relaunches hat vor allem damit zu tun, dass es dem Label an echten Charakterköpfen fehlt. Marco Polo, Panacea und die Kidz In The Hall sind eben doch etwas anderes als Mos Def, Pharoahe Monch oder Company Flow. Ein Mann wie Mr. J. Medeiros scheint da der perfekte Kompromiss zu sein: der hat Charisma, und nicht das nicht gerade wenig. Und weil das Gruppenprojekt “5 Sparrows For 2 Cents” mit den Procussions im vergangenen Jahr dann doch den ein oder anderen auhorchen ließ, kommt der mittlerweile in Los Angeles lebende Medeiros jetzt mit seinen Reimen “Of Gods And Girls” zu seinem ersten Soloalbum.
Das erste was positiv auffällt sind die nachdenklichen, nicht gerade alltäglichen Texte: Mr. J. Medeiros schwingt sich zum Fürsprecher des weiblichen Geschlechts auf und legt seinen Fokus damit ganz bewusst auf eine Gruppe, die im Rapkontext seit jeher entweder unterrepräsentiert ist oder ganz allgemein schlecht wegkommt. Die Grundidee: kreative Räume eröffnen. Ob ausgerechnet dieser Ansatz dafür die richtige Methode ist, sei einmal dahingestellt. Fakt ist, das hier auch in Sachen Musik streckenweise ordentlich was los ist. Hinter blumigen Titeln wie “Silent Earth” oder “Amelie” verstecken sich wonneproppige Beats mit viel Soul im Blut – bis auf ein zwei Schnitzer hat das aus 20Syl, Headnodic, Stro The 89th Key, Illmind und Medeiros selbst bestehende Prdozententeam hier mehr als ordentliche Arbeit geleistet. Vor allem “Constance” springt auf Anhieb ins Ohr: über elegischen Geigenklängen rührt Medeiros mit einer einer Geschichte von Kinderpornographie und Menschenhandel auf absolut unpeinliche Weise an ein Tabuthema. Nicht alles hier ist schwer verdaulich: das ein wenig an J. Rawls erinnernde “Change” macht genauso wie “King Of Rock” und das schneidige “Keep Pace” einfach nur gut Stimmung in der Hütte. Lediglich gegen Ende wird’s mit “Call You” ein wenig kitschig – geschenkt!
Damit mir hier kein falscher Eindruck entsteht: Mr. J. Medeiros ist sicher nicht der neue Boom Bap Messias. Doch ist ihm mit “Of Gods And Girls” eines der besseren “neuen” Rawkus Alben gelungen. Man hätte gut daran getan, sich die drei angehängten Remixes zu sparen und einfach nochmal tief in die Geschichtenkiste zu greifen. Einer wie Medeiros sollte es nicht nötig haben, seine Tracklist zu strecken…
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