Look Daggers – Suffer In Style
Die Experimentierfreude in der Hip Hop Szene wächst bekanntlich. Viele sind gelangweilt vom alten Einmaleins des Tagesgeschäfts und sehnen sich nach neuen Herausforderungen. Wer von Anfang an die Schiene der innovativen Schufterei fährt, hat seine Fans bekanntlich auch nach den waghalsigsten musikalischen Versuchen noch im Rücken. Schwieriger wird es bei Künstlern, die erst damit anfangen, wenn sie längst einen Namen in der Szene haben. Nach dem Release kann der ein oder andere potentielle Käufer schon mal verloren gehen. Gerade weil in der heutigen Zeit viele Artists denken, dass “neuer Sound” immer “besserer Sound” ist, ganz egal nach welchen abstrusen Formeln sie ihre Musik richten. Das Erfolgsgeheimnis liegt aber darin,
keine 180 Grad Drehungen zu machen. Hinter dem Vorhang der Musik muss man immer noch den alten Künstler und seine aus den Vorgängerscheiben bekannte Identität erkennen.
Primitivität wird auf “Suffer In Style” ganz und gar nicht großschrieben. Hier paart sich erwachsenengerechte Lyrik mit einem Touch des modernen Instrumentenwahnsinns, der frisch und unverbraucht rüberkommen möchte. 2Mex und Ikey Owens sind die Ursache für die Lawine, die alles und jeden mitnimmt, der vielen E-Bass- und Keyboardeinsätzen nicht skeptisch gegenübersteht. In dieser Aussage steckt aber noch zuviel Harmonie. Ikey Owens, Keyboarder der experimentellen Rockgruppe Mars Volta, hat nämlich noch eine Vielzahl seiner ähnlichgesinnten Musikantenkollegen aus den verschiedensten Bands eingeladen, damit sie mit ihm ihre Fähigkeiten an Live-Instrumenten unter Beweis stellen und dem Album eine spürbare Dynamik vorgeben. Look Daggers ist dementsprechend nicht bloß ein Duo, sondern ein ganzes Hip Hop/Rock-Kollektiv mit ca. sieben Membern.
Vergesst die alten 2Mex Sachen. Vergesst die Visionaries- und Of Mexican Descent CD’s. “Suffer In Style” ist auf Produktionsseite vielseitiger. Das ist Pop feinster Güte (“Call You Later”), das sind hirnfressende E-Bass Orgien (“Youth Is Getting Restless”, “Know Turning Back”), das ist psychedelischer Hip Hop (“Valiant”) und das sind Low-Tempo Halbballaden (“Beatiful Freak”, “You’re Not Talkin To Me”). 2Mex als Rapper beglückt sich wie auf seinen Vorgängern nicht mit hohlen Phrasen, sondern widmet sich ernsten Geschichten und sein raptechnisches Level lässt stellenweise selbst die geniale Keyboardarbeit von Ikey Owens alt aussehen. Der musikalische Vorhang, den ich im ersten Absatz erwähnte, hat vielleicht durch die musikalische Neuausrichtung die Farbe gewechselt – der alte Künstler dahinter ist aber immer noch zu erkennen.
Die Macher von “Suffer In Style” jetzt deswegen über den grünen Klee zu loben, halte ich angesichts einiger Filler und abwechslungslosen Momenten (trotz oder vielleicht wegen der Live-Instrumente), für nicht angebracht. Ein weiteres Album würde ich begrüßen, weil die rockigen, und eine Spur dunklen Rockelemente 2Mex zu Gesicht stehen und alle Möglichkeiten noch längst nicht ausgeschöpft wurden. Vielleicht lässt sich 2Mex aber endlich mal auf ein Kollaboalbum mit Onry Ozzborn ein. Ohne Liveband dann.
No Response
Leave us a comment
No comment posted yet.