L.G. Wise – Ghetto Fables: Da 1/2 Ain’t Told
Na der Mann hat Nerven: mit “G’s Us 4 Life” (1997) und “Never Alone” schon zwei Full Lenghts geschultert und dann noch immer Sprüche klopfen wie “Da 1/2 Ain’t Told”. Dabei sollte es L.G. Wise an Erzählstoff freilich nicht fehlen. Nach seinem Bekehrungserlebnis erfüllt die Rapmusik für ihn eine Doppelfunktion: zum einen haben wir es hier mit einer Seelenreinigung im Versformat zu tun, zum anderen mit der von einem ausgeprägten Sendungsbewußtsein getragenen Mahnpredigt an den kriminellen Nachwuchs auf der Straße.
Eine erfreulich wenig moralisierende Predigt allerdings – einer wie L.G. Wise hat es schlicht und einfach nicht nötig den Besserwisser zu markieren. Seine “Ghetto Fables” mit autobiographischem Anspruch sollten Abschreckung genug sein. Den klaren Höhepunkt markiert dabei die Ost-West-Kollabo “West Coast Riderz” mit dem umwerfenden Easop: äußerst authentisch und konsequent, wie diese “two of hell’s most wanted” hier die üblichen Ghettophantasien kraft ihrer Lebenserfahrung demontieren. Ghettophantasien, an deren Entstehung die säkulare Kollegschaft freilich nicht ganz unschuldig ist. Nicht von ungefähr fordert L.G. Wise in “Silly Rappers Part II” einen verantwortungsvolleren Umgang mit der Materie. Gut für ihn, dass er selbst bei den für Grapetree Records geradezu obligatorischen Weichspülern nicht stehenbleibt. “Time To Blow” und der Titeltrack “Ghetto Fables” etwa sind einwandfrei gespittet, stellenweise fühlt man sich gar an den guten alten C-Bo erinnert.
Gott weiß, warum uns bei der geballten Klasse dieser Songs trotzdem noch schnarchtütiger Bockmist wie “Wanna Know What Luv Is” oder “Way Dat It Is” zugemutet werden musste. Gerade Artists wie L.G. Wise hätten das Zeug dazu, die Schemata des größten Gosel-Rap-Labels einfach abzuschütteln. Dass das hier einmal mehr nicht geschehen ist, ist wohl der Hauptkritikpunkt an “Ghetto Fables”.
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