Kanye West – Graduation
Durch seine Vorgänger “College Dropout” und “Late Registration” war Kanye West bei mir schon ziemlich vorbelastet. Umso überraschter bin ich, dass “Graduation” mit Skipbeiträgen geizt und ich nicht einmal fünf Stück von denen zusammen bekomme. Nicht falsch verstehen, Kanye West hält auch auf vorliegender Arbeit von großen Kreativitätssprüngen Abstand, doch Mut zur Veränderung müssen wir ihm attestieren. Statt der langweiligen, idiotensicheren Hip Hop Boom Bap/Voice-Sample Spielereien regnet es auf “Graduation” Pop und elektronische Samples. Wer will schon Kanye’s armseligen Flow über klassische Backpackerinstrumentale hören? Das ist so unnötig wie irgendwelche Bärenköpfe auf Covern zu verwenden.
“Stronger” überrascht mit gutem Einsatz eines Daft Punk-Samples, lebendige Keys und peitschende Drums beherrschen “I Wonder”, bunte Discokugelmusik findet sich auf “Flashing Lights” wieder und der vielleicht stärkste Song, “Homecoming”, beherbergt den nicht schlechten Gesang von Chris Martin (Coldplay). Die Knaller sind diese Song nicht, sie sind jedoch genauso wenig unterdurchschnittlich. Durchfallen tun ganz andere Songs. “Barry Bonds” mit Lil Wayne oder “Drunk And Hot Girls” mit Mos Def zum Beispiel. Und was ist eigentlich beim Song “Good Life” los? Der Track hört sich an als wären Mr. West und T-Pain mit 15 Schimpansen in die Gesangskabine gegangen, um während ihres Singsangs noch ordentlich einen wegzustecken.
Whatever. Am Ende haben wir eine Fülle von glattgebügelten Songs, die weder in die Hölle, noch in den Himmel kommen und 3-4 Sachen, die nur schwer auszustehen sind. Die Texte – von Narzissmus geprägt – bleiben wirkunglos, der Rap ist arm wie eh und je. Damit kommen wir zum dem Schluss, dass sich beim Chicagoer Rapper und Producer im Laufe der Jahre doch gar nicht so viel verändert hat. Die erste Frage dazu: Ist das nun gut oder schlecht? Und die zweite Frage als Anschluss an die erste: Wen interessiert’s?
Endlich mal jemand, der meine Meinung teilt. Kanye wird vollkommen überbewertet.