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Insane Poetry – Fallen From Grace

Cyco zufolge haben wir es bei “Fallen From Grace” mit seinem bis dato persönlichsten, reflektiertesten Album zu tun. Bereits das “FFG Intro” scheint diese Aussage dick und fett zu unterstreichen, wenn der Veteran aus Los Angeles seine Hörerschaft den allgemeinen Stand der Dinge in seinem Leben in Kenntnis setzt, und natürlich darüber, welche bedeutende Rolle HipHop darin spielt. Diese eher moderaten Eingangsworte finden ihren krassen Gegensatz im anschließenden “Kill You”, einer konsequenten, bitterbösen Rückkehr zu den eigenen Horror-Rap-Wurzeln, bei der zumindest Fans der ersten Stunde den Repeat-Button quälen werden. Die skillvolle Machtdemonstration geht in “Boyz In A Box” und “Next Dimension” unmittelbar weiter, hier hagelt es Zeilen wie: “When I’m blazing the burner- homie you know we come amp / you couldn’t be dope if you was born from an opium plant”.

Nicht minder beeindruckend: die beatmacherischen Fähigkeiten von Jason “JP” Pearl, auf die Cyco mit so viel Verve Reim auf Reim hämmert, dass es dem Hörer schier das Ohr zerreißt. Es folgen mit “Suspect Zero” und “Revenge” zwei korrekte, doch leider etwas kurz geratene Tracks – in letzterem wird mit Support von Lowdown eine unbarmherzige Rachegeschichte angestimmt. Im agressiven “Peekin Thru Ya Back” ist es dann Tre Dizzle, der sich die Bühne mit Cyco teilen darf, der es sich nicht nehmen lässt die aktuelle Verfassung des Langzeitpatienten Rapmusik zu bekritteln: “Nothing but lyrics – but then the guns came, Fake thugs and fake killas – that shit is dried up like cum stains”.

Unterhaltsam geht es weiter, wenn im von Big Tango Slimm produzierten “Murderland” meuchelmordende Gewaltraps zum Besten gegeben, im Titeltrack “Fallen From Grace” der Abwechslung halber ein wenig Selbstreflektion betrieben und diese persönliche Schiene auch in “Jot My Life” weiter verfolgt wird: hier hat man sich mit Menacide aus Michigan zusammengetan und und rappt empathisch wie nur irgendwas über eine ganze Reihe von Themen – von den Jugendtagen in der Hood bis zur Ungleichverteilung von Kinderbeihilfe. Angesichts der absolut ebenbürtigen Performance von “the murder mitten menace”, Menacide, können wir fest davon ausgehen, dass das angekündigte Collabo-Projekt der Beiden der helle Wahnsinn werden wird. Etwas schwächer dagegen der Support aus den Reihen von Grim Reality Entertainment in “Let’s Ride”, wo Cyco keinerlei Probleme damit hat, sich mit Lines wie “I heard ya hot little mamma got a Cajun twat, she thinks I’m crippin’ out in Thailand the way I Bang-the-cock” von Spark, Lowdown, JP Tha Hustler und Freaks abzusetzen.

Absolut hochklassig dann allerdings, was JP in Zusammenarbeit mit Big Tango Slimm für “Heat” an den Reglern geschaffen hat – mehr kann man einem Cyco auf der Produktionsseite nicht entgegenkommen, nicht von ungefähr rangiert das Ding in meiner Insane-Poetry-Bestenliste auf Anhieb im oberen Drittel. In “Black Widow”, wie Cyco die Musikindustrie zu nennen pflegt, setzt es Breitseiten gegen Vanilla Ice, der sich allem Anschein nach diverse Songs von ihm geistschreiben ließ ohne jedoch die entsprechenden Credits zu geben. Daran, dass “Fallen From Grace” bis zu diesem Punkt ein einziger Höheflug ist, kann auch die irritierende Hook von “Game Of Life” nicht das Geringste ändern. Besser schon wird das persönliche Sujet in “Can You Feel My Pain” aufgegriffen – hier geht’s um Vaterschaft, ein monotones Arbeitsleben und die Schwierigkeit, angesichts der Tatsache, dass man seinen Lebensunterhalt einige Jahre zuvor noch auf der Bühne verdienen konnte, einen kühlen Kopf zu bewahren. Ein dickes Pröpsterchen auch an Mindy Patrick, deren Chorusgesang diesen Track wirklich bereichert. Bevor im abschließenden “Commercial” neue Releases beworben werden, wird in “Is It Good” noch einmal ein Blick zurück geworfen – eine Ode auf die gute alte Zeit, ausgestattet mit haufenweise Shoutouts an die stilprägenden Pioniere dieser Ära.

Jeder der mit Insane Poetry vertraut ist wird mir zustimmen, wenn ich behaupte, dass es, wann immer Cyco über die Jahre etwas anpackte stehts neue, überraschende Soundelemente zu bestaunen gab und eine kontinuierliche Weiterentwicklung zu beobachten war. Was allerdings wirklich vom ersten Tag an völlig unverändert ist und hoffentlich auch bleiben wird, ist Cyco’s präzise Delivery und natürlich die knochenharten Reime. “Fallen From Grace” war die quälend lange Wartezeit von drei Jahren allemal wert, weil es einmal mehr geschafft wurde den charakterisischen Sound so zu modifizieren, dass die Spannung erhalten bleibt, ohne dabei irgendwelche billigen Zugeständnisse zu machen. Das heißt aber auch, dass die Horrorcore’ler unter uns, die Insane Poetry in erster Linie mit dem “Grim Reality”-Sound verbinden hier nicht hundertprozentig auf ihre Kosten kommen könnten.

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