Geto Boys – The Resurrection
Rapper kommen, Rapper gehen, nur die Geto Boys bleiben bestehen: nach dem alles niederknüppelnden “Til Death Do Us Part” wurde der zwischenzeitlich geschasste (durch Big Mike ersetzte) Willie D wieder eingegliedert, damit die legendäre Hardcore-Formation aus Houston ihre aufs Jahr 1996 angesetzte “Resurrection” gefälligst standesgemäß zelebrieren kann. Und sie sind “Still” die Besten: Mr. Scarface, der zwergenwüchsige Bushwick Bill und eben Willie D. Das zu beweisen, sind sie jetzt also erneut angetreten. Die Singleauskopplung “The World Is A Ghetto” mit Sänger Flaj tritt angesichts der geballten Hit-Präsenz schnell in den Hintergrund. So wird in “Open Minded” (mit Face-Homie DMG) verdammt hart in jede nur erdenkliche Richtung geprügelt und ich merke überdeutlich, wie wichtig Willie D doch für die Gruppe immer war, wenn er auf seine wie eh und je rebellisch-laute Art Lines im Stil von “It ain’t no thang to me to kill a motherfucker/ I’ll do that shit again if I can watch your mammy suffer” wettert und einen damit auf einen Schlag in die rechte Geto-Boys-Stimmung versetzt.
Jeder glänzt auf die ihm gegebene Weise. Scarface bleibt seinem Namen treu, steht noch immer für eine ungedrosselte Gangsta-Attitüde und gewinnt mit seinem Facemob im Übersong “Hold It Down” (in perfekter Late-Night-Crime-Atmo) alle erdenklichen Sympathien. Dann nimmt Willie D den Ball auf, beweist warum er schon immer sowas wie das politische Sprachrohr der Gruppe war und untermauert seine Ausnahmestellung im Rapgame mit Unterstützung des Menace Clan in “Bling Leading The Blind” mit kritischen Worten: “Here we are: hoes, dopes, dealers, and bums / at da white man’s table still beggin fo crumbs”. Und dann natürlich Bushwick Bill, dessen tränenreiche Reime voller Hoffnungslosigkeit direkt ins Herz fließen: vom Leben und durch die Körpergröße böse gezeichnet, sich bei einem Selbstmordversuch ein Auge ausgeschossen – was bleibt diesem einäugigen, 1,30 Meter großen Elend denn übrig, als ein lebensmüdes “I Just Wanna Die” auszustoßen? Der Mann ist ein Original der Rap-Geschichte, dieser Song seine musikalische Sternstunde und ebenbürtig mit Meisterstreichen wie “Already Dead” oder “Chucky”.
Auch der Rest der Darbietungen geht mehr als klar: “Time Taker” schmuggelt sich mit nachdenklichen Lebensweisheiten nachhaltig ins Gedächtnis, “First Light Of The Day” entführt in die sozialen Brennpunkte der H-Town-Metropole, mächtige Songs wie “Geto Fantasy” oder “Geto Boys And Girls” tun ein übriges, um dieses Ausnahmewerk zu vervollkommnen. “The Resurrection” ist und bleibt das beste Album der Geto Boys, vor allen Dingen weil es uns (wohl zum letzten Mal) drei der größten Texas-Persönlichkeiten neidlos vereint und sich gegenseitig zu Höchstleistungen anstachelnd präsentiert. Ganz, ganz böser Third Coast Knaller!
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