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El-P – Fantastic Damage

DAS Album. DER Mann. DIE scharf schneidende Axt. Im zweiten Jahr des Science-Fiction-comes-now-true-Milleniums schickte sich eine Ein-Mann-Armee dazu an mit eigenem Labelimperium (Def Jux) und Solodebüt im Rücken die Musikwelt auf den Kopf zu stellen. Sein Name: El-P (steht für El Producto – wie passend). Sein Album: Fantastic Damage. Seine Mission: Die fiese, radikale Weiterentwicklung von Hip Hop unter keiner Berücksichtigung jeglicher genreüblichen Konventionen. Dieses Album war wie ein gefundenes Fressen für alle Old-School Katzen, die jedes noch so kleine elektronische Synthieatom in die Hölle wünschten weil es ja kein Sample sei, für alle Undergrounddogmatiker die dachten, je unbekannter und kranker die akustischen Schockwellen desto besser, für alle Chart-/Mainstreamweichlinge für die Underground bereits mit Wu-Tang und Cypress Hill anfängt (was sooooo verkehrt nun auch nicht ist). Fantastic Damage (kurz: FanDam) jedenfalls spaltete die Lager so wuchtig wie eine Axt das Feuerholz. Ja, ist das denn nun der next-level-hardcore-underground-realness-scheiss oder nur halbtechnoider crap? Auf einmal sahen die Lager nur noch schwarz-weiss. Und irgendwo war die Frage auch berechtigt. Ich muss zugeben, dass ich beim ersten Probelauf im lokalen Saturn entsetzt war. Ich dachte, Hip Hop stirbt wenn es denn schon anfängt mit Techno zu fusionieren. Welch törichter, oberflächlicher, erster Eindruck. Beim zweiten Anlauf kristallisierten sich schon mehr Tracks mit Potenzial heraus und beim dritten Mal dachte ich mir: “Fuck it, einfach kaufen und schauen.” Keine schlechte Entscheidung. Doch was hat das Album von El-P nun zu bieten, das Album von dem Mann der Ende der Neunziger mit Company Flow kleine Geschichte schrieb?

Nun, zuerst gilt festzuhalten: Electroeinflüsse sind nicht gleich Techno (ach wirklich?). Auch wird hier ausgiebig gesamplet, aber bis man draufgekommen ist dürfte etwas Zeit verstrichen sein. El-P schafft hier mittels bis aufs böseste zercuttete, verzerrt-komprimierten Samples, Synthesizern, Stör-und Piepgeräuschen und wirklich abgespaced, optischen Scratches ein spannungsgeladenes Bollwerk des visionär surrealen und futuristischen Sounds. Die Produktionen selbst vermitteln aber auch stets ein stark urbanes Feeling welches vor allem durch die tighten Drumgebilde ausgelöst werden, die Snares sind auch als solche zu erkennen und keine jiggy Claps. Schmutzig rauh, hart und mitunter in MG-ratternder und breakender Manier (wie zum Beispiel beim genialen “Deep Space 9mm”) sind sie es auch die ein gewisses Old-School Breaker Feeling aufkommen lassen. Durch die Verbindung aus High-Tech Sounds und rauhen Beats wirkt die Musik weder großartig Star Trek abgehoben noch zu bodenständig für den täglichen Boombox Einsatz.

So ergibt die daraus resultierende Mélange ein kaltes, surreales bisweilen postapokalyptisches Bild welches ein durchaus grotesk, satirisches Horrorbild zeichnet: Das Bild einer enorm fortschrittlichen Gesellschaft nämlich, in welcher Materialismus und Erfolg Werte wie Liebe und gegenseitige Achtung im Keim ersticken. Und wenn man wie in “Stepfather Factory” echte Liebe und Fürsorge kaufen kann (cooles Video übrigens) dann ist es endgültig um uns geschehen. Lediglich in dem wirklich bewegenden “T.O.J.” bläst die Wärme zum Angriff und darf für kurze Zeit triumphieren. In diesem Track zeigt sich auch ein weiteres Merkmal El-p’s: Die Struktur: Es werden gelegentlich einzelne Abschnitte innerhalb des Tracks gemacht, mitunter mit anderen Beats oder die Tracks enden in einem furiosen Höhepunkt. Die Raps von El-p selber sind der Musik und den Beats entsprechend stets überhitzt, sehr energisch und schnell vorgetragen. Aber eigentlich machen die Beats hier die Show (weswegen es auch eine Instrumental Version des Albums gibt: FanDam plus.)

Somit möchte ich auf die vorher erwähnte Frage antworten: Ja, es ist der Next-Level Scheiss, schwer zu greifen und gewöhnungsbedürftig. Aber auch irgendwo avantgardistisch mit dem nötigen Platz für Interpretationen der Musiku und Überlegungen, z.B. bezüglich des Gekreisches auf “Tuned Mass Damper”. Also auschecken wenn man sich hierfür bereit hält. Das Album öffnet Horizonte.

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