DMX – The Great Depression
Mit “The Great Depression” blies DMX zum vierten Solokonzert. Auch wenn hier ein neuer “Damien”-Teil am Start ist, der hoch gelegte Härte- und Trockengrad seiner ersten beiden Silberlinge wird zu keiner Sekunde erreicht. Der Vorgänger von 1999, “…And Then There Was X” , war schon recht flau und die ausgekoppelten Singles “Party Up” und “What These Bitches Want” waren Maskeradenbälle. Mit “The Great Depression” wollte DMX sein wahres Gesicht wieder in den Mittelpunkt rücken…
…und wäre da nicht die verfluchte zweite Hälfte, so hätte sich wohl jeder Kritiker wieder mal verbeugt. “When I’m Nothing”, mit tollen Hook-Vocals von Stephanie Mills, wirkt wegen der weichen Art etwas fremd, ist aber auflockernd. “I Miss You” ist wieder mit einer Female-Hook verziert und ein Grund zum Kopfschütteln. Sowohl der gesichtslose Beat von Newbie Kidd Kold als auch der lahme Rap von DMX laden zum Skippen ein. Dem gleichen Schicksal ist der Hörer auch bei “You Could Be Blind” ausgesetzt. Nur “A Minute For Your Son” überzeugt im zweiten Teil des Albums dank energiegeladener Flows von DMX. Musikalische Freshness wird gänzlich vermisst.
Die gute erste Hälfte startet mit dem gewaltverherrlichenden und kampflustigen “School Street”, gefolgt von der sehr guten Assoziations-Orgie “Who We Be”. In “Trina Moe” und “We Right Here” zeigt der bellende DMX wie sich bärenstarker Stimmeinsatz anzuhören hat und im prächtig atmosphärischen “Damien III” gibt es Wortkriege mit dem Bösen. Die Abwechslung danach hätte man sicher auch anders lösen können. Jedenfalls waren die gefeaturten R&B-Sängerinnen nicht die richtige Wahl und somit gibt es nach dem schon angesprochenen neunten Track “When I’m Nothing” selten Momente, die das Herz eines DMX-Sympathisanten höher schlagen lassen.
Viel Geschreibe um nichts: Seine Alben “It’s Dark And Hell Is Hot” und “Flesh of My Flesh, Blood of My Blood” sind um Welten besser, weil sich DMX – wegen magerer Selbsteinschätzung oder aufgrund von Bedrängnissen des Plattenlabels – unter Wert verkauft. So einfach ist das.
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