Calhouns – Made In The Dirdy South
Knusprig-frische Raps über unverbraucht klingendes musikalisches Produktionsgut? Schön wär’s. Das Calhouns-Album “Made In The Dirdy South” spielt in einer anderen Liga. Die Alben dort definieren sich unter anderem durch Begriffe wie “verbesserlich”, “lustlos” und “austauschbar”. Dabei ist die dreiköpfige Gruppe der Calhouns nicht mit Rookies besetzt. Cool Breeze aka Freddy Calhoun gehört zum Stammkader der Dungeon Family und Pauly Calhoun debütierte mit Partner Lucky Calhoun im Jahr 1996 unter dem Gruppennamen Sniper Unit. Ihr Album “Burnt Up City” featurte sogar MC Breed.
Das Eingehen auf einzelne Tracks macht mir als Reviewschreiber in diesem Fall übrigens soviel Spaß wie mit dem polnischen Nachbar Gurkensuppe um die Wette zu schlürfen. Aber versuchen wir es mal: “Slapped” geht als erster Titel voran und zeigt wie man es nicht machen soll. Der billig spielende Bounce-Beat, der voller Monotonie aus meinen Boxen boomt, sorry, krächzt, erreicht ein so unterirdisches Level, dass mir kein schlimmerer Eröffnungstrack eines Albums einfällt. Das Dungeon Family-Produzententeam Organized Noize zeigt auf “Street Life” wie sich Beats mit Qualität anhören. Während Pauly und Lucky Calhoun ihre Reality-Raps raushauen, bekommen sie Unterstüzung von einer simpel gehaltenen oldschool-stylischen Melodie und einem perfekten Drumset. Auch die düster-stimmigen Streichersequenzen von Organized Noize auf “Some People” werten die CD auf. Der Clubausflug auf “9 Months” ist dagegen ein Totalausfall und ein Hinweis darauf, dass Lucky Calhoun mit der Arbeit an den Reglern überfordert war. Neun Stücke gehen auf sein Konto und davon wären wohl mehr als die Hälfte bei vielen anderen Gruppen normalerweise im Müll gelandet.
Raptechnisch werden keine Wolkenkratzer rausgerissen, die Vorstellungen lassen sich trotzdem als “souverän” und “akzeptabel” einstufen. Weniger Selbstprofilierung der Künsler hätte natürlich nicht geschadet, aber das größte Manko bleiben die teilweise ziemlich ideenlosen Instrumentale. Auf die eindeutig schwach besetzte Sonnenseite nehme ich noch den Track “Lick Hitten” mit Gast KB aka Big Cuzin rein. Die Atmosphäre erinnert an typische Gangstermusik aus dem Westen und zusätzlich werden locker-leichte Drums inklusive zarten Trommelschlägen eingesetzt, die einerseits beruhigend wirken andererseits erstklassig die schwermütige Stimmung der Performer transportieren. Gutes Lied. Der Rest nicht so.
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