Bronze Nazareth – The Great Migration
Was? Schon wieder ein neues Release eines jungen, aufstrebenden Acts aus dem – schon jetzt so zu nennenden – Paralleluniversum der Wu-Tang Familie? Schon oft verbarg sich hinter solch einer, damals vielversprechenden Ankündigung nur Durchschnitt gefolgt vom Durchschnitt des Durchschnitts. Werden jetzt die Fans schon wieder allen Grund für üble Verrisse haben?
Nein. Denn bei Bronze Nazareth handelt es sich ausnahmsweise mal um ein wirkliches, vom großen RZA protegiertes Producertalent. Beweise? Genug. So geht z.B. der große Teil des gelungenen “Wu-Tang Meets The Indie Culture” Albums auf die Kappe des Detroit Native. All jene, die die Scheibe schon gut fanden sollten jetzt aufhorchen, denn Bronze setzt auf seinem Debütalbum “The Great Migration” den zuvor eingeschlagenen Weg konsequent fort.
Was das im Klartext bedeutet: Soul, Soul, Samples und noch mehr Soul. Harte Boom-Bap Beats und Breaks treffen hier mal auf gepitchte, mal naturbelassene Vocalsamples, auf das volle Programm an Streichersätzen und Bläsern und einem Schuss Mystik. Fertig ist der Cocktail, der Jüngern von shaolin-gepräger Musik so gut mundet. Auf “The Plan” z.B. geht ein engagierter Bronze Nazareth ja schon fast (aber nur fast) über das Rohmaterial wie es auch Clan-Member Ghostface Killah immer öfter tut. “One Plan” ist nicht nur lyrisch ein Liebeslied – und Knaller wie “Detroit” und “Rare Breed” sind einfach nur positiv vibende wie soulfulle Grazie. Einen gewissen Höhepunkt findet das ganze dann im Refrain von “Good Morning (A Nice Hell)”, wenn die tollen Bläser zum Flug ansetzen und sich mittendrin dezente und gefühlvolle Gitarrenklänge mischen. Doch auch Freunde der etwas spröderen und härteren Gangart werden zufriedengestellt: “More than Gold”, “The Bronzeman” und das wuchtige “5th Chamber” mit u.a. einem wie immer gut aufgelegten Sean Price (wohl derzeitig schwer gefragt) sind beste Beispiele für den nach vorne stampfenden Wu- Sound alter Schule mit teils nur ein-zwei Loops als ausreichende, musikalische Basis.
Und auch raptechnisch lässt man sich vom nostalgischen wie auch zeitlosen Touch des Albums einlullen. Die Flows von nahezu jedermann(/-frau) sind straight wie man es von der guten alten Eastcoast gewohnt ist. Bronze macht bei seinem ersten Album schon einen sehr guten und engagierten Eindruck, er variiert seine tiefe wie charismatische Stimme wie es gerade am besten passt. Doch kann man sich, gerade auch angesichts der musikalischen Qualität, des Wunsches nicht erwehren, einige original WU- MCs vom Schlage Ghostface Killah, GZA, Raekwon oder Inspectah Deck auf diesen Beatz hören zu wollen. Das hätte dem ganzen die Krone aufgesetzt.
Doch auch wenn dies jetzt nicht der Fall ist, so bleibt festzuhalten, dass mit Bronze Nazareth definitiv zu rechnen ist. Seine Produktionen sprechen für sich, er selbst gibt am Mic alles um ihnen nicht hinterhinken zu müssen. So ist “The Great Migration” ein Manifest alter Werte ohne dennoch zu keiner Sekunde der Gefahr der Langeweile und Ausgelutschtheit in die Arme zu laufen. Ein Album zum Zurücklehnen und Kopfnicken und für all jene, die sich nach all der Crunk- Bounce- Snap-sonstwas-Musik wieder nach einem Stückchen Erde sehnen. Und es hier auch finden. Für Fans der “Meets The Indie Culture” Scheibe ist das hier absolutes Pflichtprogramm, ist das doch dessen musikalische Fortsetzung. So manch einer wird nun denken: Das sei old-school, rückwärtsgewandt, Indie-Scheiß, einfach nicht mehr zeitgemäß. Ich nenne es einfach nur schön.
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