AMW (Americas Most Wanted) – Criminals
America’s Most Wanted (AMW) kommen aus Oakland/Kalifornien und bestehen aus drei Mitgliedern: Mellow-D, Chucksta und Boss Man. Auf dem Cover ihres Debütalbums “Criminals” sieht man das Trio in weißen T-Shirts posieren – keine Ahnung allerdings, um wen es sich bei dem vierten, etwas sonderbar aus der Wäsche schauenden Kerl dazwischen handelt. Das Album erschien seinerzeit auf Triad Records, demselben Label, auf dem auch Spice 1 sein Debüt “Let It Be Known” veröffentlichte. Etwa um dieselbe Zeit in der AMW im Studio saßen, werkelten MC Deff und DJ E aus Tacoma unter exakt demselben Namen an ihrem Debütalbum – als sie von der gleichnamigen Konkurrenz erfuhren, firmierten die Beiden kurzerhand um und nannten sich von nun an nur noch – Criminal Nation.
“Criminals” beginnt gleich mit dem Titeltrack und hält sich angenehmerweise nicht mit langen Einleitungen auf: die Raps kommen wie aus der Pistole geschossen, was die Produktion angeht hat man “The Message”, diesen klassischsten aller Klassiker, mit einigen Extra-Drums versehen, die Samples passen sowieso – ein Start nach Maß. In “Addicted To The Dope Game” geht’s noch etwas ruppiger und schneller zur Sache, Chuckstas allzu simpel geratene Lyrics macht Boss Man schnell vergessen, wenn er Zeile für Zeile mit gut getimtem Furor den ganzen Track in Brand steckt. Vom selben Format sind auch “Soldier Story” mit einem heruntergebremsten, hochgradig funkigen Beat und “Street Life”, der das Flair der Exploitation Pimp Movies der 70er atmet und mit netten Soundeffekten (Schüsse, quietschende Reifen, Voice Over) wirklich nicht geizt.
Richtig zackig geht’s zudem in den folgenden “License To Kill” und “Crazy Mothafucka” zur Sache, letzterer fährt tonnenweise Samples auf und es ist einmal mehr Boss Man, der mit seinem glasklaren Flow gewaltig Eindruck schinden kann. “Gangsta” hätte ein markanter Schlusspunkt nicht geschadet (das Geschwätz zum Ende hin skippt man irgendwann automatisch), auch “Deep End” hat so seine Macken, wo das Chuck-D-Sample (“How Low Can You Go”) noch zu gefallen weiß, werden die ausnahmsweise ziemlich faden Raps der guten Produktionsarbeit einfach nicht gerecht.
Äußerst unspektakulär auch “Armed And Dangerous”, bevor es mit “Can You Step To This” zum mit Abstand schwächsten Track des Albums kommt, der schon allein durch das Tanzthema (Hallo!?) völlig aus dem Rahmen fällt. “Prophylactic” grenzt sich dagegen eher in musikalischer Hinsicht ab, die Gitarrenriffs und der variierte Rapstil kommen zwar längst nicht an den Rest der Tracks heran, können aber für etwas Abwechslung sorgen. Der letzte Track des Albums, “I Gives A Fuck About A Bitch”, beginnt mit einer vollen Minute weibischen Gequassels (ein paar Sekunden hätten’s auch getan!), stellt sich dann aber als wirklich korrekter Song heraus, und das nicht nur dank der eingängigen Hook samt Too-$hort-Sample.
Unter dem Strich ist das Album wirklich gut geraten, die Produktionen von Tyrell ‘Boss Man’ Brewer and Eric Warren können sich hören lassen. Und angesichts der Tatsache, dass “Criminals” bereits 1990 veröffentlicht wurde, waren America’s Most Wanted ihrer Zeit weit voraus. Das fünf Jahre später über D Shot Records veröffentlichte “The Real Mobb” ist im Direktvergleich mit dem Debüt auf alle Fälle chancenlos.
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