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Army Of The Pharaohs – In Death Reborn

 

Als sich 1998 die goldene Ära das Rap so ganz langsam dem Ende neigte und sich anschickte einen Berg von Klassikern zu hinterlassen, erkannte Vinnie Paz von den Jedi Mind Tricks die Zeichen der Zeit. Irgendetwas in ihm sagte, dass diese sich am abklingen befindliche Epoche ihre Spuren für die Ewigkeit in den Köpfen einer ganzen Generation hinterlassen würde und das man sie nie mehr wirklich loslassen würde. Im richtigen Moment den richtigen Gedanken fassend, entschloss Paz daher die Army of the Pharaohs emporsteigen zu lassen, als Hommage an die großen Rapcrews der 80er und 90er. Eine weise Entscheidung; einer Altersvorsorge, einem regelmäßigen Einkommen, einer gewieften Geschäftsstrategie gleichend. Innovation und Entwicklung? Naja, vielleicht irgendwann mal. Eigenständigkeit? Hmm, wir verstehen uns als Hommage, da ist der Mangel daran intendiertes Prinzip. Wir wissen genau, was das Klientel hören will und geben es ihnen, packen sie so am Nacken und lassen nie mehr los. Ein todsicheres Ding. Eine staubtrockene Oase in der fruchtbaren Wüste, ein Refugium für Zeiger, die es leid sind, sich ständig im Kreis zu bewegen.

Flash forward ins Jahr 2014 und zur großen Überraschung aller, hat sich an dieser Zauberformel nichts geändert. Im Grunde hat man die umgekehrte Zeitreise erfunden, in dem man sie einfach anhielt. Selbst DJ Premier hat in der Zwischenzeit Christina Aguilera kennengelernt! Aber ist das jetzt schlecht? Wenn man sich persönlich zur angepeilten Zielgruppe zählen möchte, dann ganz im Gegenteil.

Vinnie, Apathy, Celph Titled, King Syze, Reef the Lost Cauze, Esoteric, Outerspace und Gäste pflegen im Großen und Ganzen einen geradlinigen schnörkellos-aggressiven Crewstyle, der wie gemacht ist für die bombastisch-intensiven Produktionen mit traditionellem Unterbau. Flowtechnisch könnten sie eigentlich alle ein einziger MC sein, der nur über erstaunliche Stimmvariationsskills verfügt – wirklich herausragende Performer auszuwählen, fällt nicht so leicht, doch ruhigen Gewissens kann versichert werden, dass alle Beteiligten einen sehr motivierten, finsteren Job verrichten. Schlecht ist hier wirklich nichts. Die Beats machen aber schon ein klein wenig mehr her, trotz der erwarteten Machart. Die Drums sind staubtrocken und hart, auch wenn sie meist nicht ganz so hart knüppeln, wie die großen Vorbilder, aber der bumm-tschak Rhythmus stimmt schon überein mit dem, was man in der Erinnerung archiviert hat. Darüber ergehen sich düster-actionreiche Samples; von hektischen Streichern bei “God Particle”, wie immer auch mal gepaart mit Vocalsamples wie z.B. bei “Headless Ritual”. Und natürlich fehlen auch nicht die in letzter Zeit häufig in diesem Umfeld vorkommenden Synthieorgelklimpereien wie bei “Azrael” oder “Curse Of The Pharaohs”. Zu den Highlights kann man Letzteres aber auch wiederum zählen, denn der Opener empfängt einen mit einer beeindruckend wabernden Basssuppe, in der das Ohr förmlich steckenbleibt. Bei “Broken Safeties” wundert es, dass Mobb Deeps Havoc nicht als Produzent gelistet wurde, so paranoid-grimmig taumelt das Ding angeschlagen durch dunkle Gassen (passenderweise erweist man auch in der Hook “Survival of the Fittest” die Ehre). Und “Visual Camouflage” macht dann doch mal etwas minimal anders mit seinen lässigen Gitarrenlicks.

Nochmal extra von allem abheben muss man aber den Endpunkt “Sumerians”, produziert von Frank Grimes. Auf den Punkt gebracht, dies ist wohl eine der härtesten Produktionen mindestens der letzten Dekade. Hier wird man dem eigenen Anspruch von knallhartem 90er-Jahre Krawallrap mehr als nur gerecht – dieses Ding wäre auch damals noch als musikalisches Äquivalent eines an einer Eisenstange zerschellten Schädels durchgegangen. Knistern tut es hier, als hätte man erneut die Hölle auf Erden entfesselt und die Drums räumen alles aus dem Weg, als würde ein Eisbrecher durch einen Grundschulflur fegen. Voll unfair, dieser Arschlochbeat, der insgeheim auf der Suche nach Onyx oder M.O.P. als Bullies im Geiste ist. Stattdessen begnügt sich dieses Muskelpaket mit der Army als seine Groupies.

So dürfte Vinnie auch weiterhin beruhigt schlafen können. Man hat wieder erfolgreich abgeliefert, was eingefordert wurde, denn “In Death Reborn” macht keinen Hehl draus, nichts anderes sein zu wollen, als es letztendlich ist: Leidlich abwechslungsreicher aber konsequent und gekonnt ausgeführter In-die-Fresse-Rap, der alle Wüteriche fröhlich macht. Einen halben Extrapunkt gibt es für den monströsen Schluss.

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