Black Ice – The Death Of Willie Lynch

Spoken Word Art führte im großen Musikgeschäft seit jeher eine Nischenexistenz. Und in welche Schublade man die Dichter und Denker unter den Rapkünstlern auch immer steckte – das man mit dieser etwas elitär angehauchten Subform auch richtig Geld scheffeln könnte schien lange Zeit undenkbar. Das soll sich mit dem Debütalbum von Black Ice jetzt ändern – nicht von ungefähr hat sich mit Koch Records ein etabliertes Label die Rechte an “The Death Of Willie Lynch” gekrallt.

Der aus Philadelphia stammende Black Ice ist ein ausgewiesener Könner seines Fachs: bei Russel Simmons “Def Poetry Jam Series” hinterließ er einen so starken Eindruck, dass Mary J. Blige ihn kurzerhand mit auf ihre “The Breakthrough Experience” Tour nahm. Die New York Times bejubelte seine Live Performance als “diamond brilliant”. Und das nicht ohne Grund. Black Ice’ tiefsinnige Texte sind wunderhübsch gesponnen, ein so elegantes wie intelligentes Spiel mit Sprache und Emotion, das zu keiner Zeit gekünstelt oder verbohrt wirkt. Die klar strukturierten Produktionen von Eric “Booty” Greene bleiben bei aller Klasse brav im Hintergrund, die Show schmeißt ganz allein Black Ice. Und der lässt es an gedankenanstossenden Versen nicht fehlen, erinnert im phantastischen “The Ugly Show” noch einmal an die fatale Sturmkatastrophe von New Orleans, plädiert mit “TakeYaTime” für einen verantwortungsvollen Umgang mit jugendlicher Sexualität, wirft im düsteren “The Beast Within” einen tiefen Blick in die eigene Seele und lässt es zur Auflockerung mit Lieder wie “Hoodwatch!!” oder “Front Page” auch mal einfach nur richtig krachen.

“The Death Of Willie Lynch” ist ein Debütalbum nach Maß – vielseitig, anspruchsvoll und auch auf lange Sicht unterhaltsam. Schön auch, dass man auf die ganz großen Gäste verzichtet hat – andererseits müsste es schon mit dem Teufel zugehen wenn sich ein Black Ice in dieser bestechenden Form von irgenjemandem die Butter vom Brot nehmen ließe…