Visionaries
Die Visionaries Key-Kool & Rhettmatic, 2Mex, LMNO und Lord Zen & Dannu alias Writer’s Block haben am 3. Oktober ihr bereits viertes Album “We’re The Ones (We’ve Been Waiting For)” auf Up Above Records veröffentlicht. Nachdem ihr letztes Album “Pangaea” trotz ihrer erfolgreichen Europatournee ohne großes Aufsehen blieb, ist “We’re The Ones” ein abwechslungsreiches Album mit vielen Highlights, welches sich wieder mit den aktuellen Veröffentlichungen der Westküste messen kann. Sascha Weigelt (BACKSPIN) traf einzelne Visionaries an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Anlässen. Dabei konnten sie einmal wieder ihr Image der “six people with the six different views”, wie sie es selbst nennen, unter Beweis stellen.
Könnt Ihr kurz den Albumtitel “We’re The Ones (We’ve Been Waiting For)” erklären?
Key-Kool: Die Visionaries gibt es seit fast elf Jahren und wir hatten von Anfang an große Erwartungen. Einige davon wurden erfüllt, andere wiederum nicht. Jetzt, mit unserem vierten Album, erwarten wir gar nichts und gar niemanden mehr, außer uns selbst. Wir haben erkannt, dass wir unser Schicksal selbst in die Hand nehmen müssen und nicht auf andere zu warten brauchen, damit sie es tun.
Welche Ziele hattet ihr vor Augen, als ihr mit den Aufnahmen für das Album begonnen habt?
2 Mex: Unser neues Album sollte mindestens genauso gut werden wie unser letztes, “Pangaea”, in das wir viel Zeit investiert haben. Es ist gut, dass wir nach wie vor selbst entscheiden können, wie unsere Alben klingen sollen.
Während “Pangaea” eher eine Sammlung einzelner Titel war, ist “We’re The Ones” konzeptvoller. Könnt ihr dem zustimmen?
2 Mex: Wir haben das Konzept von “Pangaea” übernommen, dass jeder einzelne von uns auf jedem einzelnen Titel vertreten ist. Wir sind stärker zusammengerückt, haben an unseren Beats gearbeitet und auch andere Produzenten als immer nur J-Rocc engagiert. Das macht das Album insgesamt interessanter.
Nach “We’re The Ones” dürfte kaum einer bezweifeln, dass die Visonaries auch im Studio, nicht nur auf der Bühne überzeugen können. Habt ihr diesen Wandel bewusst vorgenommen?
Key-Kool: Bei jedem Titel haben wir die Bühne im Hinterkopf, denn am Ende muß man das, was man im Studio aufnimmt, auch auf der Bühne präsentieren können. Alles in allem sind wir aber auch mit unserer Musik gewachsen. Jeder einzelne von uns hat an sich gearbeitet und deutliche Fortschritte gemacht. Seit wir gemeinsame Texte schreiben, ist der einzelne erst recht gefordert, sein Bestes zu geben. Wir investieren viel Zeit in die Texte, schreiben sie um und nehmen sie neu auf, anstatt einen Titel nach dem anderen aufzunehmen. Erst wenn das Ergebnis unseren Ansprüchen genügt, sind wir zufrieden. Wir sind zu Perfektionisten geworden.
Mit eurem Konzept, alle fünf MC’s auf einem Titel zu haben, geht die Individualität verloren. Die Texte sind nicht mehr tiefgehend, und der Überraschungseffekt, wer mit wem aufgenommen hat, fehlt. Wie steht ihr dazu?
2 Mex: In unserem Konzept hat jeder seine Momente, in denen er besonders hervorsticht. Es ist unser Testament, denn wir ziehen alle an einem Strang. Wir haben inzwischen genügend Soloalben veröffentlicht, auf denen wir unsere künstlerische Freiheit ausleben konnten, um uns bei den Visionaries wieder als Einheit präsentieren zu können. Das ist unser Weg. Ich verstehe aber gleichzeitig auch, was mit der Frage gemeint ist.
“We’re The Ones” zollt seinen Tribut an das sogenannte New West Movement. Auf welcher Position spielen die Visionaries innerhalb der Bewegung?
2 Mex: Wir sind die Generation, welche mit NWA aufgewachsen ist, NWA unterstützt und trotzdem positive Gedanken gefasst hat. Nur weil man aus South Central kommt, ist nicht automatisch ein Schlägertyp. Allerdings darf man nicht vergessen, dass wir Kinder der Westküste sind, was uns mit dem (Gangster) Image verbindet, auch wenn wir “backpack” Rapper sind. Man kann die Basis eben nicht ignorieren. Die Visionaries sind ein Stück Freestyle Fellowship und ein Stück NWA.
Key-Kool: Oft wird versucht, eine klare Linie zwischen Gangster Rap und dem, was wir machen, zu ziehen. Dabei wären wir wie alle anderen ohne Ice-T oder NWA gar nicht erst in der Musikindustrie gelandet. Die Visionaries spielen ihre eigene Rolle, trotzdem sind sie fest mit der Bewegung an der Westküste verbunden und halten den Kontakt aufrecht.
2Mex, aus deinem Mund stammt die Phrase, “music is a mission, not a competition”. Welche Mission verfolgen die Visionaries?
2 Mex: Die Mission ist ganz klar, unsere Musik ständig zu verbessern. Sobald die Musik im Laden steht, muß sie sich beweisen. Wir kümmern uns um sie, hören sie, bis sie uns zu den Ohren herauskommt, nehmen sie neu auf, remixen die Beats… Nur durch die Musik wird das Publikum auf uns aufmerksam und erlaubt uns, von ihr zu leben. Jedes Mal wenn ich eine Platte aufnehme, möchte ich, dass sie dank mir so gut klingt wie eine Platte von Dr. Dre, auch wenn ich nicht der Produzent bin. Vor zehn Jahren sind die Fans auf uns zugekommen und haben uns für unsere Texte gelobt, die Beats würden allerdings nicht dazu passen. Also waren wir gefordert, an den Beats und der Abmischung im Studio zu arbeiten, wenn wir ein breiteres Publikum erreichen wollten. Mit “Pangaea”, “We’re The Ones” und selbstverständlich auch mit unseren Soloalben finde ich, haben wir unser Ziel ganz gut erreicht.
Key-Kool: Die Musik soll unsere Persönlichkeiten hervorheben. Unsere Mentalität unterscheidet sich vom Mainstream, und trotzdem wollen wir mit ihm standhalten können. Die Visionaries, das sind sechs verschiedene Typen in einer Gruppe, welche unterschiedliche Ideale und kulturelle Hintergründe haben. Mit Hilfe von HipHop zeigen sie, daß man durchaus unterschiedlicher Ansicht sein kann, andere Menschen um sich herum aber auch akzeptieren muß. Ihre Mission ist, den Menschen die Augen öffnen. Stattdessen werden sie in Schubladen gesteckt. Sie werden als Underground HipHop bezeichnet, der Japaner oder Mexikaner wird herausgepickt und als Sinnbild für die Gruppe hingestellt. Die Menschen zeigen damit, wie engstirnig sie sind, weshalb die Visionaries dauerhaft bestmögliche Musik produzieren müssen, um sich sowohl als Individuen als auch als Gruppe klar positionieren zu können.
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