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Yak Ballz – Scifentology II

Es ist schon witzig, wie ein Mixtape, welches ursprünglich vor allem für die Promotion einer Kleidungsmarke entstand, zwei Jahre später zu einem vollständigen Album führt. Das erste “Scifentology” kam 2006 auf den Markt und erfreute sich keiner geringen Beliebtheit in der Szene. Ein Nachfolger ist sicherlich keiner reiflichen Überlegung geschuldet, sondern ein konsequenter Schritt für Yak Ballz und die SciFen Clothing Company. Das nett gezeichnete Cover stammte wie schon beim ersten Teil von Ewok One 5MH, einem bekannten Graffiti-Künstler aus New York. Und auch sonst lässt sich wenig Neues vermelden, scheinbar schlug man risikolos den selbst frei geschossenen Weg ein. Yak Ballz fährt mit lyrischer Schärfe, rebellischer Einstellung und urbaner Gedankenexplosion über die anhörbaren Produktionen von Künstlern wie Aesop Rock, Camu Tao und Chapter 7. Nicht vergessen darf man den Aspekt, dass Yak Ballz es auch weiterhin vorzieht, seinem Flow eine pausenlose Rhythmik zu verleihen, was sich in einer niederprasselnden Wortgewalt darstellt und diesem unbändigen Typus von Rapper viele Möglichkeiten bietet, seine Aussagen an den Mann oder die Frau zu bringen. Unbeirrbar macht er in diesem Sinne also weiter, wo er 1999, nach der ersten 12″ “Home Piss”, die er dank Bobbito Garcia rausbringen konnte, angefangen hat. Der underground Shizzle ist am Kochen, Yak mischt fleißig mit.

Kein Wundertüten-Rap und keine Experimentierschiene wird hier einem vorgesetzt, sondern entschlossen gebaute Tracks, die mit vereinzelten Sample-Spielereien gespickt sind und allzu viele romantische Elemente nicht zulassen. Durch subversive Reimkunst fallen die ersten beiden Nummern “Blind Faith” und “YBTV” auf, wie ein Großteil des Longplayers erreichen diese das Ohr des Hörers mit dynamischen Gitarrenriffs. Das Bummtschack-Feeling findet sich kaum wieder, elektronische Sounds diktieren das Geschehen und entfalten einen mittelstarken Sog, der ohne zu fragen in die melancholische, erdrückende Welt von Yak Ballz teleportiert. Der herrscht über ein großes Ideenreichtum und springt gern schnell von der retrospektiven Sicht (“Out Of Range”) zur extrem introspektiven Einstellung (“War In My Head”).

Zwischendurch vertreibt er seine Zeit mit Tame One, um paar sozialpolitische Statements abzugeben (“Nuclear Society”) und im Mittelteil glänzt der Mann aus Queens auf einem mustergültigen Brett von Aesop Rock (“Dirt Empire”). “A Billion Ways” und “Taking Good Care” ist dann aber Storytelling, das Verluste einbringt, weil es beiden Tracks am nötigen Drive fehlt. Die Idee entstand sicherlich aus dem Gedanken heraus einen Kontrast zu setzen, aber mit diesen spröden Piano-Beats begeht man einen Riesenfehler. Im letzten Drittel ist es der Song “New Communication”, der Kritiker und Hörer für eine gute Bewertung motiviert. Ein mit beängstigender Stimmung geschürter Track, welcher die Musikindustrie reflektiert, und der in Cage’s Rap über ein plötzlich einsetzendes chaotisches Soundgebilde seinen Höhepunkt findet.

Es ist kein Vergehen, bei “Scifentology II” auch deutliche Kritik anzusetzen. Man kann hinhören wie man möchte, aber die erste Hälfte des Albums unterscheidet sich qualitativ sehr stark von der zweiten. Es macht keinen Unterschied, ob man die Aufmerksamkeit auf die Songkonzepte lenkt oder ob man das aus rein musikalischer Perspektive beobachtet. Der Longplayer lässt nicht bloß eine Durchsetzungskraft kreativer Energie vermissen, sondern auch den Willen des Akteurs den Zuhörer mal zu verblüffen. Andererseits hat Yak Ballz so gut wie alles angewendet, das man schon vom ersten Teil her kannte. Und seine Liebe zu der progressiven Ausrichtung mithilfe Gitarrenbeats, anstatt mit energischer Beharrlichkeit auf den Boom Bap Sound zu setzen, begrüße ich persönlich sehr. Allerdings muss die Anzahl der schimmernden Momente bei der nächsten CD höher ausfallen, um Unzufriedenheit seitens der Kunden gar nicht erst entstehen zu lassen.

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