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Wu-Tang Clan – 8 Diagrams

Was für ein Einstand: Ein superstaubiges Sample aus einem Kung- Fu-Film bringt den Hörer in einer Millisekunde wieder in diese ureigene, mythische Atmosphäre des Geheimnisvollen. “Be patient…keep your temper”, heisst es da über ritualistisches Summen. Und dann setzt der Beat ein und eine uns wohl vertraute Stimme spuckt Feuer wie seit Ewigkeiten nicht mehr: “Cruisin on the interstate, just follow while I innovate / too many try and imitate, medallion like a dinner plate…”

Der Wu- Tang Clan ist zurück. Was viele für eine Unmöglichkeit gehalten haben ist letztendlich wahr geworden. Zu groß schienen die Gräben zwischen den Membern mittlerweile zu sein, zu groß die Anzahl der größeren wie kleineren Streitereien. Umso erstaunlicher, dass es Mastermind RZA nach 6 Jahren der kollektiven Abstinenz es dennoch geschafft hat, seine Mannen nochmal um sich zu versammeln. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Alle Member scheinen es verinnerlicht zu haben, Geduld und Ruhe zu wahren, was sollten sie denn auch beweisen? Mehr einflussreiche Rapgeschichte hat kaum noch ein anderer HipHop-Act auf dem Buckel. Die alte, juvenile Aggressivität des legendären Erstlings ist natürlich nicht mehr vorhanden, doch entwicklungstechnisch ist das nur konsequent. Anstatt also zu versuchen auf Biegen und Brechen etwas Vergangenes neu aufzubereiten, macht sich jedes Clan-Member locker und liefert des öfteren eine in sich ruhende, wie überlegene Performance ab. Da wir aber vom Wu- Tang Clan sprechen, klingt das trotzdem noch eine ganze Ecke rauher als das was gerade auf den einschlägigen Kanälen so verzapft wird. Besonders Method Man und Raekwon liefern konstant gute Parts, Inspectah Deck ist noch immer der “unsung hero” und der Rest agiert auf gewohnt hohem Wu-Niveau.

Wu- Tang, das war schon immer wie ein eigenes, kleines Subgenre und es ist über die Maßen erfreulich, dass RZA hier nicht die Anbiederung an gängige Trends versucht hat, sondern unbeirrt seine Vision von innovativem Rap vollzogen hat. So schafft er mit seinen Produktionen einen Spagat zwischen der nötigen Dosis an Retro-Elementen und neuartigen, komplexen Arrangements, die auch durch ihren hohen Anteil an Live-Instrumenten eine hohe Musikalität mit sich bringen. Da darf dann schon mal der Bassist von System of a Down auf dem wirklich unberechenbaren wie harten “Unpredictable” (mit einem auf dem Feuer der Sonne reitenden Inspectah Deck!) sein Werk verrichten oder dürfen der Sohn vom verstorbenen Ex- Beatle George Harrison, Dhani Harrison und Chili Pepper John Fruiscante Gitarren zum genialen Beatles-Cover “My Heart Gently Weeps” (mit Erykah Badu) beisteuern. Auch der etwas häufigere Einsatz von Sängern wirkt sich nicht negativ aus, da sie mehr in eine Soul- als R’n’B Richtung gehen und somit die Tracks zusätzlich ergänzen. Es scheint also, als habe der Ausflug nach Hollywood dem RZA gut getan, auch wenn das nicht alle wahrhaben wollen. Aber bringt er einen Blickwinkel auf HipHop und seine Möglichkeiten ins Spiel, die so vorerst einzigartig sein dürfte. Musikalisch bleibt der Clan also auch in ’08 düster wie eh und je und kreativ zugleich.

“8 Diagrams” leistet sich keine großen Schnitzer, bis auf die Zäsur bei “Sunlight” ( einem RZA Solo) rollt alles rein wie mit Öl geschmiert. Das Album hätte aber auch besser sein können: Bei zuvielen Tracks wünscht man sich eigentlich noch mehr Verses, gerade “Campfire” hätte ein perfekter Monster-Posse-Cut werden können, bei diesem Beat. Inspectah Deck rappt nebenbei bemerkt noch mit Erkältung bei “Stick Me For My Riches” und das seltene Auftreten Ghostfaces hinterlässt prinzipiell einen bitteren Nachgeschmack: Gerade auf der ansonsten gelungenen Widmung an den verstorbenen Ol’ Dirty Bastard in “Life Changes” fehlt er schmerzlich. Und bei “Starter” war RZA wohl so faul und bediente sich an seinem eigenen Beat für “Certified Samurai”, welcher bereits auf dem “Afro Samurai” Soundtrack erschien.

Trotz marginaler Schwächen ist “8 Diagrams” jedoch ein absolut würdiges Comeback für den Clan mit definitivem Potenzial um mit der Zeit zu einem weiteren Klassiker heranzureifen. Die Beats sind typisch “wu” und gleichzeitig mit das Interessanteste und Kreativste was man im HipHop seit Langem gehört hat. Und auf die MCs ist eh Verlass. Man darf also wieder stolz und mit breiter Brust die Wu- Wear rauskramen, denn “how could HipHop be dead if Wu- tang is forever?” Amen!

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